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Wie hitzig wird der Streit getrieben! 
Manch Ries Papier wird voll geschrieben, 
Das halbe Dorf muß in das Amt. 
Man eilt, die Zeugen abzuhören, 
und fünfundzwanzig müßen schwören, 
und diese schwören insgesamt, 
daß, wie die alte Nachricht lehrte, 
Der Rain ihm gar nicht zugehörte. 
Ei, Kunz, das Ding geht ziemlich schlecht! 
Ich weiß zwar wenig von dem Rechte, 
doch, im Vertraun gesagt, ich dächte 
du hättest nicht das größte Recht. 
Manch widrig Urteil kommt; doch laßt es widrig 
klingen! 
Glimpf muntert seinen Schützling auf: 
,,Laßt dem Prozesse seinen Lauf, 
ich schwör' Euch, endlich durchzudringen, 
doch —" 
»Herr, ich hör' es schon; ich will das Geld gleich 
bringen." 
Kunz borgt manch Kapital. Fünf Jahre währt der Streit. 
Allein warum so lange Zeit? 
Dies, Leser, kann ich dir nicht sagen, 
du mußt die Rechtsgelehrten fragen. 
Ein letztes Urteil kommt. O seht doch, Kunz gewinnt. 
Er hat zwar viel dabei gelitten; 
allein, was thut's, daß Haus und Hof verftritten, 
und Haus und Hof schon angeschlagen sind? 
Genug, daß er den Rain gewinnt. 
ruft er, „lernt von mir, den Streit aufs höchste treiben; 
Ihr seht ja, Recht muß doch Recht bleiben." 
Gellert. 
87. Gras Eberhard im Barl. 
Zu Aachen saßen die Fürsten, 
Beim Mahle froh geschart, 
Und rühmten ihre Lande, 
Ein jeder nach seiner Art; 
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