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schiedener Form im Körper vorhanden und gerade so unentbehrlich
zum Leben wie die Eiweißstoffe sind. Wir bringen Fett,. durch
unsere Nahrung als Fleischsett, Butter, Eidotter und fette Öle in
das Blut. Dich ist unser Körper im stände, aus einigen andern,
nur settähnlich zusammengesetzten (kohlenwasserstofsigen) Substanzen
unserer Nahrungsmittel Fett zu bereiten. Solche in Fett umzu¬
wandelnde Nahrungsstoffe sind: das Stärkemehl (in den Kartoffeln,
Getreidesamen, Hülsenfrüchten, Mehlspeisen, Brot) und der Zucker.
4) Salze, besouders Kochsalz, sowie Kalksalze u. a., welche
letztere aber nicht für sich und rein genossen zu werden brauchen, da
die an eiweißstoffigen Substanzen reichen Nahrungsmittel alle jene
zum Leben nötigen Salze und sonst noch unentbehrlichen Stoffe (wie
Eisen, Phosphor, Schwefel u. s. w.) in hinreichender Menge besitzen.
Bon allen Nahrungsmitteln ist nun aber die Milch das vorzüg¬
lichste und nahrhafteste, weil sie eben alle die genannten, zum Stoff¬
wechsel ganz unentbehrlichen Stoffe gerade in derjenigen Menge und
Beschaffenheit besitzt, wie sie das Blut braucht. Milch kann man
recht gut weißes Blut nennen. — Nach dem Gesagten wird man
erkennen, daß mageres Fleisch, Käse oder Eiweiß, allein genossen,
das Leben ebensowenig unterhalten können, wie bloß Fett, Butter,
Eidotter, Kartoffeln oder Zucker. Nur diejenige Nahrung und
Speise kann also Leben und Gesundheit gut erhalten, welche alle
jene Nährstoffe in sich vereinigt, wie die Milch. Eine große
Menge von Krankheiten hat ihren Grund darin, daß der eine
oder der andere Nahrungsstvff in zu großer oder zu geringer
Menge genossen wird. Reiche essen gewöhnlich zu viel eiweißstoff¬
haltige Nahrung, Arme dagegen zu wenig davon. Nach Bock.
2. Regeln zur Erhaltung der Gesnndheit.
Krankheiten sind weit leichter zu verhüten, als zu heilen, und
die allermeisten werden durch eine fehlerhafte Lebensweise veranlaßt.
Das erste und wichtigste Gesetz, um die Gesundheit zu erhalten, ist:
den Stoffwechsel (die Ernährung) innerhalb aller un¬
serer Körperteile stets in Ordnung zu halten. Dieser
Stoffwechsel geht nun aber nur unter den folgenden Umständen
(Lebensbedingungen) richtig vor sich und danach lassen sich
denn auch die Gesundheitsregeln leicht ausstellen.
1. Jeder Teil unseres Körpers verlangt seine passende Arbeit
und seine gehörige Ruhe. Während der Arbeit nutzt er sich ab,
in der Ruhe erholt er sich durch Wiederersatz des Abgenutz¬
ten, also durch Neubildung seines Gewebes wieder. Zu lang an¬
dauerndes und zu anstrengendes Arbeiten eines Organs, mag das¬
selbe nun körperlichen, sinnlichen oder geistigen Thätigkeiten dienen,
kann Schwäche und Lähmung dieses angestrengten Organs erzeugen.
Ebenso wird aber auch ein Teil geschwächt, wenn er in zu langer
Ruhe erhalten wird, weil dann seine Gewebe entarten. Hieraus
Lesebuch f. gewerbl. Fortbildungsschulen. 84