Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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V. Die Zeit der Reformen. 
abgefeuert und beim Schießen auf eine Gabel gelegt werden. Von der 
Muskete haben die Musketiere noch heute ihren Namen. 
3. Veränderte Kriegführung. Der Gebrauch der Feuerwaffen 
rief in der Kriegführung eine große Umwandlung hervor. Pulver und 
Blei verdrängten Schild und Lanze. Der tapferste Ritter auf feinem 
Rosse konnte einer Kugel nicht widerstehen. Es ist vorgekommen, daß 
ein Heer von 18000 Mann durch den geschickten Gebrauch einer Büchse 
zurückgedrängt wurde. Da hielt man das Fußvolk wieder größerer 
Beachtung wert. Die stärksten Mauern und Türme mußten den Kanonen- 
kugeln weichen. Die Ritterburgen boten keinen Schutz mehr; sie wurden 
deshalb verlassen, verfielen und stehen seitdem als Ruinen auf unfern 
Bergen. Auch den Städtern nützten die Mauern allein nichts mehr; 
sie suchten deshalb ihre Befestigungen sicherer und stärker zu machen, 
indem sie die Mauern und Türme mit hohen und breiten Erdwällen 
umgaben. Breite Wassergräben und kleine Botburgen sollten die 
feindlichen Geschütze möglichst weit von der Stadt halten. 
4. Die Söldner. Seitdem die Feuerwaffen im Kriege Anwendung 
fanden, zogen sich die Ritter immer mehr vom Heerdienste zurück und 
suchten sich durch Geld von demselben freizukaufen. Im Falle eines 
Krieges blieb daher dem Landesherrn nichts anderes übrig, als, gleich 
den Städtern, für Geld eine Anzahl Kriegsknechte zu werben, die in der 
Handhabung der Feuerwaffen geübt waren. Das Geld, welches die 
Knechte für ihren Kriegsdienst bekamen, hieß Sold; daher wurden sie 
Söldner genannt. Aus dem Worte Sold ist unser Wort Soldat 
entstanden. Die Lehensheere wurden nun nicht mehr aufgeboten; die 
Söldnerheere traten an ihre Stelle. 
34. Der erste Hohenzoller in Brandenburg. 
1415. 
1. Das Faustrecht in der Mark. Zur Zeit des Faustrechts be¬ 
fanb sich auch die Mark Brandenburg in einem traurigen Zustande. 
Sie war zwar stets vergrößert worden, so daß sie sich um Havel und 
Spree von der Elbe bis zur Oder erstreckte; aber das Land hatte 
bisher wenig gute Herrscher gehabt; es befand sich daher oft in Not und 
Verwirrung. Am schlimmsten wurde es unter dem Kaiser Sigismund. 
Damals konnten die Ritter auch hier das Fehderecht ungestraft üben; 
die Bürger mußten deshalb beständig kriegsbereit fein. Sollte das Land 
nicht ganz verloren gehen, so mußte ihm ein starker Schirm- und Schutz- 
Herr erstehen. 
2. Friedrich von Hohenzollern sichert den Landfrieden. In 
der Person des Burggrasen Friedrich von Nürnberg aus dem 
alten Grafengeschlechte der Zollern erkannte Kaiser Sigismund den 
rechten Mann. Er schickte ihn als Landeshauptmann dorthin. Als 
Friedrich zum ersten Male in die Mark kam, verweigerten ihm mehrere 
Städte und die meisten Ritter die Huldigung. Allein der neue Landes-
	        
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