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wohnlich schwer und befragte seinen Diener um den Grund. Dieser
antwortete, dies rühre vom Puder her, der damals aus einer ge¬
wissen weihen Erde gemacht wurde. Böttghers lebhafter Geist
griff nun rasch den Gedanken auf, diese weiße Erde könne wohl
das Gesuchte sein, und er entschloß sich sogleich zu neuen Versuchen.
Seine Mühe und Aufmerksamkeit sollte diesmal belohnt werden,
denn er fand, daß der Hauptbestandteil dieses Puders das enthielt,
was ihn bei seinen erneuten Versuchen seinem Ziele näher bringen
sollte, einer Erfindung, die wichtiger war, als die des Steins
der Weisen.
Im Oktober 1707 konnte er dem Kurfürsten das erste Stück
Porzellan überreichen. Dieser war hiervon so erfreut, daß er Böttgher
mit allen nötigen Mitteln ausrüsten ließ, deren er zur Vervoll¬
kommnung seiner Erfindung bedurfte.
Nachdem er einen geschickten Arbeiter aus Holland gewonnen
hatte, begann er mit großem Erfolge die Herstellung von Porzellan.
Die Alchymie gab er gänzlich auf und über die Tür seiner Werkstatt
schrieb er den Vers:
„Es machte Gott, der große Schöpfer,
Aus einem Goldmacher einen Töpfer."
Böttghers weitere Versuche fielen indes immer besser aus
und sein Porzellan fand zu teuren Preisen guten Absatz. Da ent¬
schloß sich der Kurfürst, eine eigene große Porzellanfabrik auf der
Albrechtsburg in Meißen zu errichten. Auch das brachte Gold ein.
Daß Böttgher für seine großen Verdienste, welche er dem
Kurfürsten und dem Lande geleistet hatte, wie vielfach behauptet
wird, Anerkennung und Ehrentitel erhalten, trifft nicht zu. 2m
Gegenteil, nicht einmal seine persönliche Freiheit wurde ihm gemährt.
Er blieb nach wie vor Gefangener und Werkführer der Fabrik,
während zwei kurfürstliche Beamte zu Direktoren derselben ernannt
wurden.
Dies alles wirkte bedrückend auf sein Gemüt und trotz wieder¬
holter Gesuche um Milderung seines Geschickes sollte er Gefangener,
Sklave des Kurfürsten bleiben. Kein Wunder, daß Böttgher in
diesen: erniedrigenden Dasein die Lust an der Arbeit verlor und
in seiner Verzweiflung sich dem Trünke ergab.
Schließlich wurde Böttgher ernstlich krank und im Mai 1713
erwartete man seine Auflösung stündlich. Der Kurfürst, beunruhigt,
einen so wertvollen Sklaven zu verlieren, gab ihm endlich die Er¬
laubnis, unter Bewachung spazieren zu fahren und, als er soweit
genesen war, wurde ihm auch gestattet, gelegentlich nach Dresden
zu fahren. Endlich, in einem Briefe des Kurfürsten an Böttgher
im April 1714 wurde ihm auch seine volle Freiheit versprochen.
Doch dieses Versprechen kam zu spät. Gebrochen an Leib und Geist,