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stets gut düngte und bearbeitete, und seine Vorbesitzer hatten es
auch nicht daran fehlen lassen. Hierdurch ist die diesjährige Frucht
erst so schön geworden; denn der Boden hat alle die menschlichen
Arbeitsleistungen in sich ausgenommen, die Naturkräfte haben sie
mit ihm vereinigt, und das schöne Saatkorn, die Maschinen und
Geräte haben dabei geholfen. Diese Vorteile hat der Besitzer voraus
vor demjenigen, der einen ganz milden Boden zum erstennml und
ohne Saatkorn, ohne Hausung und Gerät in Angriff nehmen wollte.
Dieser Vorteil ist das Kapital, mit dem er wirtschaftet.
Natur, Arbeit und Kapital sind die Mittel und Quellen der
menschlichen Gütererzeugung und in den allermeisten Fällen sind sie
miteinander vereinigt. Selten, aber doch hin und wieder anzutreffen
ist der Fall, daß Natur und Arbeit allein ein Gut erzeugen; denn
der Mann, der im Waldbache die Forelle mit der bloßen Hand
fängt oder der im Urwald die reife Frucht pflückt, der hat aller¬
dings hierbei gar kein Kapital gebraucht. H. Mahrau«.
99. Eisen und Stahl.
a. Roheisen.
Daß man schon früher gewußt hat, das wichtigste aller Metalle
in ziemlich vollkommenem Zustande zu erzeugen, wissen wir aus den
meisten Ländern. Chinesen, Ägypter, Inder kannten seine Bereitung
mehrere Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung. Ein griechischer
Gelehrter schon gibt eine genaue Beschreibung der Roheisen- und
Schmiedeeisenfabrikation, und Cäsar, ein römischer Feldherr, weiß
von den eisernen Ankerketten der Gallier zu berichten. Eiserne Barren
hat man in vielen Teilen Süddeutschlands, Norditaliens und der
Insel Elba gefunden und Noricum (Steiermark) lieferte den Römern
die besten Schwerter. Wie verbreitet die Eisengewinnung in West¬
falen war, beweisen uns seine zahlreichen Waldschmieden und nicht
zum wenigsten das sogenannte Felsenmeer bei Sundwig, das sich
als eine ungeheure Eisenerzgrube herausgestellt hat.
Zunächst wurde nach einem noch heute z. B. bei den Negerstäm¬
men Afrikas gebräuchlichen Verfahren das Schmiedeeisen direkt aus
den Erzen auf Rennöfen hergestellt. Aus diesen Öfen entstanden
nach und nach die Blauöfen mit höherem Schacht zur Erzeugung
von Roheisen, und indem man die Umfassungsmauern mehr und
mehr erhöhte, gelangte man von selbst zum Hochofen. Diese Öfen
waren um das Ende des 15. Jahrhunderts schon so verbreitet,
daß Karl der Kühne auf seinem Feldzuge gegen Lüttich deren 35
zerstören konnte. Solche Hochöfen glichen natürlich ganz und gar
nicht unsern modernen Bauten dieser Art, wie uns die Rechnung
des württembergischen Hüttenwerkes Wasseralfingen beweist, das im
Jahre 1695 einen zweiten Holzkohlenhochofen um den Preis von