Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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schlossen. Am Zeichenempfänger wiederholen sich diese Bewegungen 
in gleicher Weise und gestatten dadurch das Ablesen der depeschierten 
Buchstaben und Worte. 
Von allen bisher erfundenen und angewendeten Telegraphen¬ 
apparaten ist der Morse-Apparat weitaus der einfachste und gewiß 
auch einer der besten. Er zeichnet sich vor dem Zeigertelegraphen 
im wesentlichen dadurch aus, daß er die Depeschen am Empfänger 
nicht bloß vorübergehend, sondern auf einem Papierstreifen nieder¬ 
geschrieben, also dauernd angibt. 
Der Erfinder dieses Apparates, Morse, ist 1791 in Amerika 
geboren und widmete sich zunächst der Malerei und Bildhauerei. 
Unter abwechselndem Glück lebte er bald in England, bald in ver¬ 
schiedenen Städten Nordainerikas. Nachdem er im Jahre 1829 
wieder nach Europa zurückgekehrt war. wurde er durch die neuesten 
Erfindungen auf dem Gebiete des Elektromagnetismus mächtig an¬ 
geregt und beschäftigte sich selbst mit der Idee eines elektrischen Tele¬ 
graphen. Diese in Amerika fortgesetzten Studien und Versuche führten 
ihn zu dem nach ihm benannten Telegraphen, der schon 1845 auf 
einer Versuchslinie zwischen Washington und Baltimore mit Unter¬ 
stützung der Regierung eingeführt wurde. 
Vielfach im Laufe der Jahre vervollkommt und verbessert, 
ist der Morse'sche Telegraph unter allen telegraphischen Apparaten 
am meisten in Anwendung und in allen Ländern im Gebrauche. 
Der Zeichenempfänger besteht im wesentlichen aus einem zwei¬ 
armigen Hebel, der an dem einen Ende des Hebelarmes mit einem 
Elektromagneten in Verbindung steht, an dem anderen Ende aber 
eine nach auswärts gerichtete Spitze trägt. Über dieser Spitze be¬ 
findet sich aufgerollt ein unendlich langer Papierstreifen, der durch 
ein Uhrwerk mit gleichmäßiger Geschwindigkeit vor der Spitze vor¬ 
beigezogen wird. Durch das abwechselnde Öffnen und Schließen 
des elektrischen Leitungsstromes wird die Spitze am Ende des Hebel¬ 
armes entweder dem Papier genähert oder von demselben entfernt. 
Beim Schließen des Stromes berührt die Spitze den Papierstreifen 
und erzeugt auf diesem — je nach der längeren oder kürzeren Unter¬ 
brechung •— Eindrücke, Striche oder Punkte. 
Wird nun die einfache Spitze durch einen farbigen Stift er¬ 
setzt, so erhält man auf dem Papierstreifen farbige Striche und Punkte, 
oder wie nach dem Morse'schen Alphabet in bestimmter Zusammen¬ 
setzung geordnet, die zu depeschierenden Worte und Sätze. 
Weit einfacher noch ist am Morse'schen Apparat der Zeichen¬ 
geber eingerichtet, der hier gewöhnlich „Taster" oder „Schlüssel" ge¬ 
nannt wird; die letztere Bezeichnung deshalb, weil er dazu dient, 
den elektrischen Strom nach Belieben schließen und öffnen zu können. 
Dieser Schlüssel in seiner gebräuchlichsten Form ist ein zweiarmiger
	        
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