Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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daher auch von anderen Aufnahmestationen aufgenommen werden, 
für die sie nicht bestimmt sind. Bei besonders wichtigen Mitteilungen 
muß man sich deshalb einer verabredeten Geheimschrift bedienen. 
Trotz dieser Mängel und Unvollkommenheiten hat der bedeu¬ 
tende Wert der drahtlosen Telegraphie die Veranlassung gegeben, 
daß viele der größeren Seeschiffe, vor allem die Kriegsschiffe aller 
Staaten, sowie alle wichtigen Hafen- und Küstenplätze mit Einrich¬ 
tungen zur Aufgabe und Empfangnahme von drahtlosen Tele¬ 
grammen versehen morden sind, die auch mit vielem und gutem 
Erfolge benutzt werden. 
Von den verschiedenen im Gebrauch und Anwendung befind¬ 
lichen Systemen sind in Deutschland vorzugsweise die von Braun- 
Siemens und Halste und Slaby-Arco eingeführt und haben sich hier 
praktisch gut bewährt. 
Beide Systeme gewährleisten auf Entfernungen bis 1000 Kilo¬ 
meter über Wasser eine sichere Verständigung. Nach dem System 
Braun-Siemens und Halste sind bei der deutschen Heeresverwaltung 
fahrbare Stationen für drahtlose Telegraphie eingeführt worden, 
ein Beweis für ihre Brauchbarkeit. Eine solche fahrbare Station 
setzt sich zusammen aus einem Stromkreise zur Erzeugung der elek¬ 
trischen Wellen, einem solchen für den Empfang der Zeichen und 
einem den beiden Stromkreisen gemeinsamen Luftdraht, der zuin 
Aussenden wie auch zum Auffangen der elektrischen Wellen dient. 
Letzterer wird durch einen kleinen Fesselballon oder auch durch einen 
Drachen hochgeführt. Zur Erzeugung der Elektrizität dient eine fahr¬ 
bare Dynamomaschine, die durch einen Benzinmotor angetrieben wird. 
126. Die Erfindung des Luftballons. 
Josef und Etienne Montgolfier, zwei wohlhabende Papier¬ 
fabrikanten zu Annonay in der Bretagne, beschäftigten sich neben 
anderen physikalischen Problemen und Experimenten, durch 
die Beobachtung der Wolken dazu angeregt, auch mit dem 
Flugprobleme. Sie versuchten zunächst kleine Papierballons 
mit Wasserdampf, aus dem ja die Wolken bestehen, zu füllen 
und zum Aufstieg zu bringen. Da aber der Wasserdampf sich 
sehr schnell zu Wasser kondensierte, so kamen sie nicht zum 
Ziele. Ebensowenig Erfolg hatten sie mit Bauch, mit dem sie 
hierauf ihre Ballons füllten. Dass die Wärme es ist, die den 
Bauch aufsteigen lässt, darauf kamen sie nicht, vielmehr glaubten 
sie an eine geheimnisvolle Kraft hierbei, die erst noch zu finden 
sei. In jener Zeit war bereits das Wasserstoffgas durch Cavendish 
(1766) entdeckt. Angeregt durch ein Werk des Engländers 
Priestley „über die verschiedenen Arten von Luft“, experimen¬ 
tierten sie nun auch mit verschiedenen Gasen, konnten aber
	        
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