Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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Aufenthalt an Zwischenstationen abrechnet. 1896 hatte der schnellste 
Zug in Süddeutschland (Basel—Mannheim) eine Reisegeschwindigkeit 
von 70,9 Km pro Stunde, in Norddeutschland (Berlin—Hamburg) 
1899 eine Reisegeschwindigkeit von 77,3 Km pro Stunde. Technisch 
erreichbar sind bei besonders günstigen Verhältnissen Geschwindig¬ 
keiten bis 100 und weit mehr Kilometer. In Amerika werden auf 
einigen ausgezeichneten Linien des Ostens solche Geschwindigkeiten 
auch geleistet. Die Dampfschiffe, selbst die ausgezeichnetsten Ozean¬ 
dampfer, erreichen die Geschwindigkeiten der Eisenbahnschnellzüge 
nicht. Es ist bereits eine sehr beträchtliche Leistung, wenn auch 
nicht das höchst Erreichte, daß ein Ozeandampfer auf längerer 
Fahrt stündlich im Durchschnitt 21 Seemeilen 3 1852 m, also rund 
39 km zurücklegt. 24 Seemeilen ist eine Ausnahmeleistung. Ge¬ 
wöhnliche Ozeandampfer und Flußdampfer fahren erheblich lang¬ 
samer, vollends die Segler im Durchschnitt längerer Zeiten. Wegen 
der geringen regelmäßigen Schnelligkeit werden in der Pra.ris 3—4 
Segelschiffe von 10000 Registertons in der jährlichen Leistungs¬ 
fähigkeit einem Dampfer von derselben Größe gleich geschätzt. Erst 
die Dampferschiffahrt hat eine solche Regelmäßigkeit im trans¬ 
atlantischen Verkehr ermöglicht, daß die Abschlüsse auf die Zukunft, 
Lieferungs- und Termingeschäfte, zur wichtigsten Grundlage des 
heutigen Welthandels werden konnten. 
Im allgemeinen ist klar, daß die Daurpfer der Binnenschiff¬ 
fahrt mit den Schnellzügen der Eisenbahnen an Geschwindigkeit noch 
viel weniger konkurrieren können, als die Ozeandampfer. Trotzdem 
gelingt es der Rührigkeit der Binnenfchiffahrtsunteruehmung da, 
wo die Eisenbahnen im Frachtverkehr nicht das Höchste leisten, was 
sie technisch an Schnelligkeit leisten könnten, mit der Bahn nicht nur 
durch Billigkeit, sondern auch durch Schnelligkeit zu konkurrieren. 
Regelmäßige Frachtdampfer legen auf dem Rhein pro Tag in der 
Bergfahrt 180 km (10 km stündlich), in der Talfahrt 200 km pro 
Tag (1.5 km stündlich) zurück. Besondere Güterdampfboote, welche 
mehrmals wöchentlich zwischen Köln und Mannheim verkehren und 
diese Strecke (260 km) 31t Tal in 12 Stunden (22 km pro Stunde), 
zu Berg in 30 Stunden (8,5 km pro Stunde) zurücklegen, kon¬ 
kurrieren erfolgreich mit der Eisenbahn, da ihre Leistungen die Ge¬ 
schwindigkeit des Eisenbahnfrachtverkehrs übertreffen und die des 
Eilgüterverkehrs der Eisenbahnen erreichen. 
Nach Prof. I)r. Walther Lotz. 
Verkehrsentwicklung in Deutschland 1800—1900. 
(Aus Natur und Geisteswelt. B. G. Teubner, Leipzig.) 
129. Der Weltpostverein. 
Im Jahre 1847 bestanden im deutschen Bundesgebiet, zu dem 
auch Österreich gehörte, 16 verschiedene selbständige Postverwaltungen.
	        
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