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in fremden Ländern mußte er manchen blutigen Strauß bestehen,
doch trug er mit seiner zähen Ausdauer stets den Sieg davon,
und im Gefolge seiner kaufmännischen Arbeit brachte dann auch
das Christentum in die Länder, die bis dahin völlig unbekannt
gewesen waren, seine Segnungen. So trugen bremische Kauffahrer
in das heidnische Livland Christentum und deutsches Wesen.
Die Blüte der Hansa dauerte dreihundert Jahre. Erst nach
Auffindung neuer Seewege, als dem Handel neue Bahnen eröffnet
waren, geriet sie in Verfall und hielt 1630 ihre letzte Tagsatzung.
Noch heute führen Hamburg, Lübeck und Bremen den alten Namen
Hansastädte fort. G. Freytag.
165. Der Große Kurfürst.
Georg Wilhelm, der Vater Friedrich Wilhelms, starb im Jahre
1640 und der zwanzigjährige Sohn übernahm die Last einer Re¬
gierung, deren furchtbare Schwere er mit voller Deutlichkeit erkannte.
Aber mit früher Meisterschaft hat er hier den rechten Weg
gefunden. Noch acht Jahre tobte der dreißigjährige Krieg, aber schon
innerhalb dieser Zeit hat Friedrich Wilhelm Großes erreicht. „Auf
der einen Seite habe ich Schweden, auf der anderen den Kaiser,
ich sitze in der Mitte und erwarte, ob sie mir das Meinige lassen
oder nehmen wollen." So hat er selbst seine Lage gezeichnet. Zu¬
nächst mußte er Herr im eigenen Lande sein und seinem ausge¬
sogenen Volke Ruhe verschaffen. Den trotzigen Ständen in Preußen
kam Friedrich Wilhelm zuvor, indem er 1641 in Warschau dem
Polenkönig den Vasalleneid leistete; durch kluge Verhandlungen befreite
er Cleve von den holländischen, die Mark von den schwedischen
Truppen. So hatte er seinen Gebieten gewonnen, was die anderen
Reichsstände ersehnten, den Frieden. Schon merkte man im Reiche,
daß in Brandenburg eine stolzere Hand das Szepter ergriffen habe,
und am Wiener Hofe, daß der junge Kurfürst sich nicht zum ge¬
horsamen Diener Österreichs hergebe.
Der Friede kam endlich 1648 zu stände. Und nun begann
ein planmäßiger Wiederaufbau des zerrütteten Gemeinwesens.
Zweierlei mußte der Kurfürst anstreben: dem Lande Ordnung und
Gedeihen wiederzugeben und ferner seine getrennten und verschieden¬
artigen Gebietsteile zu einem Ganzen zusammenzufassen. Seine
Untertanen sollten sich mit dem lebendigen Gefühl der Gemein¬
samkeit durchdringen, seine Besitzungen sich als „Glieder eines Haup¬
tes" erkennen lernen; und dieses Haupt war die Person des Fürsten,
die zum Vesten des Gesamtwohles die Übergriffe einzelner, wie
den Eigennutz der Stände eindämmte.
Auf jedem Gebiet der inneren Politik wurden bedeutsame
Reformen angebahnt, wobei ausgezeichnete Berater, wie der Graf