Das Bäckereigewerbe.
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nicht genau unterscheiden, besser gelingt es, wenn man das Mehl mit
dem Daumennagel oder einer sauberen Messerklinge fest drückt. Am
sichersten ist die Wasserprobe. Zu dem Zweck nimmt man ein kleines
glattes Brett oder ein Stück Schiefertafel, legt Mehl daraus und
drückt es mit einer Glasplatte fest, so daß. eine Schicht von 2—3 mm
Dicke entsteht. Aus dieser schneidet man mit einem Messer kleine
Rechtecke und entfernt das am Rande abgetrennte Mehl. Mit einer
zweiten Probe verfährt man gerade so. Nun schiebt man beide Recht¬
ecke zusammen und drückt sie noch einmal mit der Glasplatte gleich¬
mäßig fest. Darauf nimmt man das Brett mit den Mehlproben und
taucht sie 15—20 Sekunden möglichst steil in reines Wasser, damit
die eingeschlossene Luft entweicht. Wenn dies geschehen ist, zieht man!
das Brett wieder heraus. Die Farbenunterschiede treten deutlich
hervor, am besten aber, wenn man die Proben trocknen läßt.
Verfälschungen des Mehles durch Mineralien, z. B. Gips, Kalk
usw. weist man nach, indem man Mehl mit einigen eern Chloroforml
in einem Probierglas schüttelt. Die Mineralien sinken beim Stehen
sofort zu Boden.
Auf Alaunzusatz untersucht man das Mehl, indem man es neben
eine Probe reinen Mehles bringt, beide fest drückt und auf jede einen
oder zwei Tropfen Campecheholzrinktur gibt. Der Tropfen auf dem
reinen Mehl zeigt einen gelben Rand, der aus dem mit Alaun ver¬
fälschten Mehl einen dunkleren Rand und im Innern schwarze Punkte.
Das Vorhandensein des Mutterkornes im Mehle und auch noch
im Brote kann man nachweisen, wenn man die Probe mit Kalilauge
erwärmt. Sie wird dann sofort eine rehbraune Farbe und einen
widerwärtigen, heringsartigen Geruch annehmen.
Aus Backfähigkeit untersucht man das Mehl, indem man von einen:!
als gut bekannten und dem zu untersuchenden je 20 g abwiegt und
mit 10 g Wasser zu Teig anrührt. Der festere Teig hat das bessere
Mehl.
Ein Backversuch ist zu empfehlen, um zu prüfen, ob der Teig auch
fließt oder läuft.
4. Aufbewahrung des Mehles.
Nur trocknes Mehl läßt sich längere Zeit in trocknen, luftigen
und Hellen Räumen aufbewahren. Die Aufbewahrung erfolgt auf
Schüttböden, in Mehlkästen oder in faserklaren Säcken. Letztere müssen
aber freistehen. Häufiges Umschaufeln oder Umlagern des Mehles
ist besonders in der warmen Jahreszeit zu empfehlen.
5. Die Gärungserreger oder Fermente.
a) D i e Hefe.
Die Hefe ist ein mikroskopisch kleiner, einzelliger, farbloser Pilz
von runder bis ovaler Gestalt. Die Zelle ist von einem Häutchen,
der Zellhaut, umgeben. Ihr innerer Raum ist von einer weichen,
feinkörnigen, eiweißartigen Masse ausgefüllt, die man Protoplasma
nennt. Die Hefezelle vermehrt sich nur ungeschlechtlich, und zwar
in der Weise, daß an ihr eine kleine Ausstülpung sich bildet, welche
nach und nach an Größe zunimjmt. Hat die Ausstülpung eine gewisse