Full text: Kurzgefaßtes Lehr- und Lesebuch für kaufmännische Schulen

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schäften absondern. Doch gelten im allgemeinen die sogenannten 
Wechselstuben als die Vertreter des ersteren, indem sie nicht nur den 
gewöhnlichen Geldwechsel treiben, sondern auch den Ankauf und Ver¬ 
kauf von Wertpapieren in kleinen Beträgen. 
Nach dem geographischen Gebiete, über welches der Handel 
sich erstreckt, erscheint er als Binnnenhandel und als auswärtiger 
Handel. Letzterer wird im allgemeinen nur als Großhandel in Be¬ 
tracht kommen. Er gliedert sich in Ausfuhr- und Einfuhrhandel, 
indem gewisse Kaufleute sich ausschließlich oder vorwiegend darauf 
verlegen, entweder einheimische Produkte im Anslande abzusetzen 
(Export- oder Ausfuhrhündler) oder ausländische Erzeugnisse auf den 
heimischen Markt zu bringen (Import- oder Einfuhrhändler). Von 
günstig gelegenen Plätzen aus wird auch vielfach Zwischenhandel 
getrieben (früher auch „Okonomiehandel" genannt), indem im Auslande 
gekaufte Waren wieder nach auswärts verkauft werden, wodurch für 
die Produktionsländer eine indirekte Ausfuhr und für die Kon¬ 
sumtionsländer eine indirekte Einfuhr entsteht. Die Gesamtheit 
der Handelsbeziehungen zwischen den verschiedenen Völkern und 
Ländern bildet den Welthandel. Zn diesem verhalten sich die 
weniger entwickelten Völker mehr passiv *), indem sie nicht aus eigenem 
Antriebe Handelsverbindungen im Auslande anknüpfen, sondern 
es den fremden Kaufleuten überlassen, ausländische Waren zuzuführen 
und einheimische dafür auszuführen. Diesem Passivhandel, von 
dem China noch immer das wichtigste Beispiel darbietet, steht der 
Aktiv Handel') gegenüber, der mit selbständigem Unternehmungsgeist, 
eigenem Kapital und eigenen Schiffen die Gewinnung auswärtiger 
Märkte erstrebt. — Es ist ferner der seßhafte von dem Wander- 
handel zu unterscheiden, je nachdem der Unternehmer von einem 
festen, ständigen Sitz aus feine Geschäfte leitet oder selbst mit seinen 
Waren von Ort zu Ort oder von Land zu Land zieht. Ze mehr die 
Bevölkerung eines Landes zunimmt, und je mehr sich seine Verkehrs¬ 
mittel vervollkommnen, um so größer wird das Übergewicht des se߬ 
haften Handels. Zn den früheren Stadien 3) der wirtschaftlichen Ent- 
wicklung'aber hat der Wanderhandel, mochte er in größerem Maßstabe 
auf Märkten oder Messen oder von vereinzelten, meistens kleinen 
Unternehmern als Hausierhandel betrieben werden, eine verhältnis¬ 
mäßig große Bedeutung, und auch jetzt noch spielt z. B. in den 
weniger bevölkerten Gebieten des amerikanischen Westens der „Pedler" 
U Leidend, empfangend. 
-) Tätig, ausübend. 
s) Stadion — altgrichische Rennbahn, Wcgcinaß, Zeitabschnitt.
	        
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