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noch wuchern wollte, und wir sehen die Sachsen, die Bayern, die Württem- 
berger, die Badenser im treuen Anschluß an Norddeutschland zu den Waffen 
greifen, um der Anmaßung der Franzosen mit deutscher Gründlichkeit zu be¬ 
gegnen. Alls den großen Heerstraßen nach dem Westen, dem Rheine zu, 
flutete ein feierlich erregtes Leben; aus allen Marken ergossen sich int buntesten 
Wechsel der verschiedensten Waffengattungen Tag und Nacht unabsehbare Züge 
kampfgeübter Streiter, umjubelt von Tausenden, die sich der treuen Waffen¬ 
brüderschaft des Südens und des Nordens freuten und die solche Einigkeit 
als Bürgschaft für die günstigste Entscheidung des Kriegsgeschickes betrachteten. 
Um kriegerische Tapferkeit zu belohnen, erneuerte König Wilhelm den Orden 
des eisernen Kreuzes, des Kriegers höchste Ehrenzier, und um den Verwundeten 
und Kranken hülfreichen Beistand zu bieten, bildeten sich allerorten Ver- 
einigungen von Frauen und Jungfrauen, in betten man mit geschäftigen Händen 
Verbandgegenstände fertigte und Spenden aller Art für die im Feindesland 
kämpfenden Gatten, Söhne und Brüder in Bereitschaft stellte. 
In bewunderungswürdig kurzer Zeit standen die deutschen Heere auf der 
„Wacht am Rhein". Die Nordarnree unter Steinmetz rückte von Trier 
gegen Saarbrücken vor; die Rheinarmee unter Prinz Friedrich Karl ging 
durch die Rheinpfalz, und die Südarmee unter den: Kronprinzen erstrebte 
die Nordgrenze des Elsaß. Am 2. August begannen die Franzosen den Kampf, 
indem sie mit 40 000 Mann gegen Saarbrücken losbrachen, das nur von 
750 Mann Preußen verteidigt wurde. Mehrere Stunden hielt sich das Häuf¬ 
lein der Preußen tapfer, mußte aber der Übermacht weichen. Napoleon, 
begleitet von seinem Sohne, war selbst Zeuge des ersten Erfolges seiner 
Waffen, und in ruhmrednerischer Sprache nannte er den für die Franzosen 
wenig rühmlichen Zusammenstoß eine „siegreiche Schlacht". Durch diese Bezeich- 
nung hatte der schlau berechnende Napoleon einen solchen Siegesrausch bei 
den Seinei: entzündet, daß ihnen „ein Spaziergang nach Berlitr", den sie sofort 
anzutreten gedachten, keine großen Schwierigkeiten zu haben schien. Aber wie 
hatten sich die Franzosen verrechnet! Am 4. August griff der Kronprinz an; 
seine Bayern warfen den Feind aus Weißenburg, und preußische Regimenter 
erstürmten den G e i s b e r g. Hierauf zog der französische General M a c M a h o n 
80 000 Mann bei Wörth zusammen, die in Weinbergen und Hopfengärten 
eine verschanzte Stellung einnahmen, welche der General für uneinnehntbar 
hielt. Am 6. August griffen die Deutschen den Feind dennoch an. Der Kampf 
war heiß und blutig; 4000 der Unseren deckteit das Schlachtfeld; aber um 
4 Uhr war die Schlacht gewonnen und das feindliche Heer zertrümmert, das 
den Weg nach Süden gedeckt hatte. An demselben Tage wetzte Steinmetz die 
Scharte von Forbach wieder aus, indem er gegen die Spicherer Berge" vor- 
drailg, dieselben linter Strömen deutschen Blutes erstürmte und bett verblüfften 
Franzosen zeigte, was deutscher Mut vermag. Der Rückzug des Feindes war 
eilt allgemeiner, nicht einmal die steilen Pässe der Vogesen wagten die Franzosen 
zu verlegen, lind unsere Heere drangelt mit stürmischer Hast immer tiefer 
hinein in des Feindes Land, um die Flüchtigen zu erreichen. In der Nähe 
der Festung Metz stand die andere französische Hauptarmee. Ihr Befehlshaber 
Bazaine beabsichtigte, sich zurückzuziehen, wurde aber von den Deutschen 
daran verhindert und von Steinmetz nach blutigetn Kampfe bei Paitge am 
14. August nach Metz zurückgeworfen. Die Versuche Bazaines, durchzubrechen 
und sich mit dem weiter westwärts stehenden Heere ztt vereinigen, führten die 
mörderischen Tage von Mars-la-Tour (16. August) ttttb Gravelotte 
Schürmann it. Windmöller, Lehr- u. Leseb. f. Fortbildungssch. I. 8. Ausl. 14No full text available for this image
	        
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