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Schauspielen bekannt wurden. Dieß geschah erst im J. R.
391 bey einer Pest, wo man den Zorn der Götter durch eine
neue Art von Festspielen besänftigen wollte. Die ersten Schau-
spieler kamen aus Etrurien, wo sie histriones hießen, welcher
Nahme ihnen auch bey den Römern blieb. Der Schauplatz,
wo s ie auftraten, war anfänglich ein Z e lt oder eine Bude
(s*n»n), woher sie auch scenici oder scenici artifices ge-
nannt wurden, so wie die Vorderseite der Schaubühne noch
jettt scena heißt. Weil die Römer die tuskische Sprache nicht
verstanden, so konnten diese Histrionen bloß Tänze und Ge-
berdenspiele aufführen, die mit einer Flöte begleitet wurden.
Die jungen Römer ahmten diese Spiele bald nach, und be-
gleiteten sie mit Wechselgesängen, die versus VFesceninni,
von Vescenna , einer etrurischen Stadt, genannt wurden. Mit
diesen Gesängen nnd Tänzen belustigte sich das Volk vorzüglich
am Erntefeste. In der Folge bekamen diese Spiele
mehr Mannigfaltigkeit, nnd wurden S at yr e n (satyrae) ge-
nannt, weil ihr Inhalt muthwilliger und beißender Scherz
war. Endlich machte Livius Androniceus im J. R. 214 das
erste ordentliche Schauspiel, worin . handelnde Menschen dar-
gestellt wurden. Er führte selbst sein Stück auf, wie damahls
alle Schauspieldichter zu thun pflegten. Nach ihm kamen die
Dichter Naevius, Ennius, Plantus, Terentius u. a.,
welche das rötissche Schauspiel nach griechischen Mustern sehr
verbesserten.
Es gab drey Arten von dramatischen Spielen :
14. Die Kom ö d ie (Comoedia von ws sv uzou.ats,
Dorfgesang). Diese war eine Vorstellung des gemeinen Le-
bens (quotidianae vitae spectaculum), wo o ich eine
Handlung gewöhnlich mit einem glücklichen Ausgang endigte,
und die herrschenden Laster und. Thorheiten, lächerlich gemacht
wurden.
Die Schauspieler (actores) trugen in der Komödie Schu-
he mit niedrigen Absätzen, welche socci hießen , und bisweilen
für die Komödie selbst gesest wurden. Weil die Schauspieler
mit der Stimme, Rede , Miene und Gesticulation allerley