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Dem Jüngling gefiel der Mann im goldenen Gewände am besten.
„Dich wähle ich", sprach er zu ihm. Der Angesprochene erwiderte nichts,
lächelte nur und erhob die Hand, worauf die beiden andern verschwanden.
Dann schritt er rasch vorwärts, und der Jüngling folgte ihm auf dem
Fuße. Lange gingen sie schweigsam dahin, endlich blieb der Jüngling
stehen und sprach: „Ich bin müde, ich kann nicht weiter. Dauert es
«och lange, bis wir den Saum des Waldes erreichen?"
„Der Weg ist noch weit, und du bist matt. Ich kann dich nicht
hinausführen. Aber nimm dieses Schwert und warte hier, in einigen
Minuten wird ein Reiter vorbeikommen, erschlage ihn und nimm sein Pferd,
das dich weiter tragen wird."
„Wehe mir," rief der Jüngling aus, „wer bist du, daß du mir
solches rätst?" — „Ich bin das Verbrechen." — „Fliehe von mir,"
schrie der entsetzte Jüngling. Der Mann im Goldgewande stieß ein hä߬
liches Lachen aus und verschwand.
Wieder warf sich der Jüngling nieder und rief um Hilfe. Als er
emporblickte, standen die beiden andern Männer vor ihm und forderten
ihn auf, einen von ihnen als Führer zu wählen.
Der Jüngling wählte den im schwarzen Gewände mit rotem Gürtel.
Schweigsam schritten sie selbander. Nach langem Marsche kamen sie an
einen tiefen Abgrund, aus dem Seufzer und Klagen herauftönten. Der
Schwarzgekleidete blieb stehen. „In diesem Abgrund wohnt der Tod,"
sprach er. „Stürze dich hinab, und du wirst Erlösung finden." — „Wehe
mir, wer bist du, daß du mir solches rätst?" — „Ich bin die Ver¬
zweiflung", sprach er mit dumpfer Stimme und verschwand.
Der Jüngling rief abermals um Hilfe, und vor ihm stand der Mann
im blauen Hemde mit der Axt. „Komm mit mir", sprach er. „Der
Weg ist zwar weit und kostet viel Anstrengung, aber dem, der duldet,
hilft Gott." Er nahm den Jüngling bei der Hand und ging vorwärts.
Mit der Axt fällte er die Stämme und rodete den Weg durch das Gestrüpp.
„Nimm einen von diesen schweren Klötzen", befahl er dann. Obgleich
müde und hungrig, nahm der Jüngling doch einen Klotz auf die Schultern.
Je weiter sie kamen, desto dünner wurde der Wald. Die Last schien ihm
leicht, denn die Hoffnung beflügelte seine Schritte. Endlich wurde es licht,
sie standen an dem Waldessaum. Die Sonne war aufgegangen und ver¬
goldete die weite, grüne Flur.
„Dein Wunsch ist erfüllt," sprach der Führer, „ich habe dich heraus¬
geführt aus dem Walde des Elends. Wirf jetzt deine Last ab!" Der
Jüngling gehorchte und ftagte: „Wer bist du, daß du mich so gut führtest,
was die andern beiden nicht vermochten?"
„Ich bin die Arbeit", sprach der Fremde und verschwand.
gute Ramtsab.