Full text: Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen

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Sprecher oder das Telephon, das dein Worte Schwingen verliehen 
und es befähigt hat, im Augenblicke über viele Meilen hin 
zu fliegen und am andern Orte gehört zu werden, wie es an 
der Ausgangsstelle gesprochen worden ist. 
Die Erfindung des Telephons verdanken wir dem Lehrer 
Philipp Reis. Schon von Jugend auf trug er den Gedanken mit 
sich herum, durch den galvanischen Strom unter Mitwirkung 
schwingender Häutchen nicht nur musikalische Töne, sondern 
sogar gesprochene Worte in der Ferne vernehmbar zu machen. 
Im Jahre 1860 nahm er die früher wegen scheinbar unüber¬ 
windlicher Schwierigkeiten aufgegebenen Versuche wieder auf, 
und jetzt gelang es ihm, festen Boden zu gewinnen. Sein großes 
Verdienst ist es, daß er die Schallwellen in elektrische Strom¬ 
änderungen umsetzte und diese Änderungen am entfernten Orte 
wieder als Töne erscheinen ließ. — Um dies zu ermöglichen, 
stellte er einen allerdings noch sehr unvollkommenen Apparat 
her, dem er selbst den Namen Telephon beilegte, und der zur 
Hauptsache aus einem Sender oder Geber und einem Empfänger 
bestand, die beide in einen elektrischen Stromkreis eingeschaltet 
wurden. Der Sender entsprach der Einrichtung des Ohres, bei 
welchem der ankommende Ton zunächst das Trommelfell trifft, 
dieses in Schwingungen versetzt und dann durch die anliegenden 
Gehörknöchelchen weiter zum innern Ohr übertragen wird. 
Er bestand aus einem Schalltrichter, dessen Mündung durch 
eine straffgespannte Membran aus Schweinsdünndarm ver¬ 
schlossen war. Hinter der Membran ruhten, den Gehörknöchel¬ 
chen vergleichbar, zwei mit einem Stromkreise verbundene 
Platinstreifen, die mit ihren freien Enden über einander 
hinwegreichten und sich an diesen Stellen in einer am 
oben aufliegenden Streifen befestigten Platinnadel leise be¬ 
rührten. Geriet nun die Membran unter Einwirkung des 
Schalles in Schwingungen, so wurde beim Auswärtsschwingen 
der Membran das ihr zunächst liegende Platinblättchen von der 
Nadel abgebracht, der Strom unterbrochen; beim Einwärts¬ 
schwingen kam der Streifen wieder mit der Nadel in Berührung, 
und der Strom wurde wieder geschlossen. Es erzeugte also 
jede Tonwelle einen Stromschluß und eine Stromunterbrechung, 
also einen gesonderten Stromstoß. Der Empfänger bestand aus 
einem Schallkästchen — einem leeren Zigarrenkistchen — und 
einer mit Kupferdraht umwickelten Holzspule, Magnetisierungs¬ 
spirale genannt. Durch diese war eine Stricknadel geschoben, 
welche auf zwei auf der Cigarrenkiste befestigten Holzstegen 
ruhte. Die beiden Drahtenden der Spule waren ebenfalls mit dem 
elektrischen Stromkreise verbunden. Bei jedem Stromstoss vom 
Sender aus wurde die Stricknadel magnetisch, und mit dem Auf¬ 
hören des Stromes verlor sie den Magnetismus zum Teil wieder.
	        
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