Full text: Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen

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Lehm oder lehmigem Sandboden unter der Mäuseplage zu leiden, 
während die leichten Sand- und schweren Tonböden diesen gefräßigen 
Nagern weniger gute Lebensbedingungen zu bieten vermögen. 
Es muß im Interesse der Landwirtschaft als bedauerlich bezeich¬ 
net werden, daß viele, besonders die städtischen Jagdinhaber, die besten 
Mäuseoertilger, wie Bussarde, Eulen, Störche und Wiesel rücksichtslos 
verfolgen. Da der Schaden, den letztere in bezug auf die Jagd an¬ 
richten, in keinem Verhältnisse steht zu dem Nutzen, den sie als be¬ 
währte Feldpolizei zu stiften vermögen, sollte den Jagdpächtern die 
Pflicht kontraktlich auferlegt werden, obengenannte Tiere zu schonen. 
Die energische Bekämpfung der Feldmäuse muß bereits im 
zeitigen Frühjahre ihren Anfang nehmen; denn sobald die schon nach 
8 Wochen geschlechtsreif gewordene erste Sommergeneration ihre Jungen 
zur Welt gebracht hat, ist es entweder äußerst schwer oder überhaupt nicht 
mehr möglich, sie rechtzeitig zu vernichten. Das gemeinschaftliche Vor¬ 
gehen aller in Mitleidenschaft gezogenen Feldbesttzer, dessen Notwendig¬ 
keit bereits in dem allgemein gefaßten Artikel über „die tierischen Schäd¬ 
linge der Feldfrüchte" hervorgehoben wurde, macht sich bei Verhütung 
einer Mäuseplage ganz besonders erforderlich. Sehr wünschenswert 
wäre es, wenn sich auch die Bahn- und Chausseeverwaltungen hier¬ 
bei nicht ausschließen würden. 
Von den vielen, mehr oder weniger bewährten Mitteln zur Ver¬ 
tilgung der Mäuse seien hier nur die wichtigsten erwähnt. Bei ver¬ 
einzeltem Auftreten im zeitigen Frühjahre kann man mit Erfolg das 
Wegfangen der Mäuse mit den bekannten Holzfällen (Hohenheimer- 
vornehmen. Genügen diese nicht mehr, so erscheint das Vergiften der 
Mäuse mit Giftgetreide oder Phosphorpillen angebracht, nachdem 
am Tage zuvor die Löcher zugetreten worden sind, um die frischbe¬ 
fahrenen Gänge leicht herausfinden zu können. Die Erfahrung hat 
gelehrt, daß der Saecharin-Strychninhafer, zu welchem geschälter Hafer 
Verwendung findet, von den verschiedenen Arten von Giftgetreide 
seines süßen Geschmacks wegen von den Mäusen am liebsten ge¬ 
nommen wird, während der gewöhnliche, sehr bittere Strychnin-Weizen 
sowie die Phosphorpillen vielfach nur dann sicheren Erfolg erzielen 
lassen, wenn es den gefräßigen Nagern an schmackhafterer Nahrung 
mangelt. Es erscheint notwendig, das Giftgetreide sorgsam in die be¬ 
fahrenen Gänge zu bringen, einesteils, weil es hier nicht so leicht aus¬ 
gelaugt und verschlämmt wird, andernteils, weil dann weder Tauben 
noch Rebhühner in die Gefahr kommen, daran zu Grunde zu gehen.
	        
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