217
spielen und zwar bediente sie sich dabei einer sonderbaren Trist.
Sie hatte bemerkt, daß er das Geld, das einmal auf dem Tische
aufgezählt war, wenn es eine Zeitlang gelegen hatte, nicht wieder
nachzählte, ehe er es aufhob; sie bestrich daher den Boden eines
Leuchters mit Talg und setzte ihn in einem Schein von Ungeschick¬
lichkeit auf die Stelle, wo die Dukaten lugen, eine Geldsorte, der er
eine besondere Freundschaft gewidmet hatte. Sie erhaschte ein» Stück
und nebenbei einige kleine Münzsorten und war mit ihrem ersten
Fischfänge wohlzufrieden. Sie wiederholte den Versuch mehrmalsr
und ob sie sich gleich über ein solches Mittel zu einem guten Zivecke
ein Gewissen machte, so suchte sie sich doch — seltsamerweise —
dadurch. zu beruhigen, daß diese Art von Entwendung für keinen
Diebstahl angesehen werden könne, weil sie das Geld nicht mit den
Händen weggenommen habe. So vermehrte sich nach und nach ihr
heimlicher Schatz und zwar um desto reichlicher, als sie alles, ivas
bei der inneren Wirtschaft von barem Gelde ihr in die Hände floß,
auf das strengste zusammenhielt.
Schon war sie beinahe ein ganzes Jahr ihrem Plane treu ge¬
blieben und hatte unterdessen ihren Mann sorgfältig beobachtet ohne
eine Veränderung in seinem heiteren Wesen zu spüren, bis er end¬
lich einmal höchst übler Laune ward. Sie suchte ihm die Ursache
seiner Verstimmung abzulauschen und erfuhr bald, daß ei' in
großer Verlegenheit sei. Es hätten ihm nach der letzten Zahlung,
die er an den Lieferanten getan, seine Pachtgelder übrigbleiben
sollen, sie fehlten aber nicht allein völlig, sondern er habe sogar die
Leide nicht ganz befriedigen können. Da er alles im Kopfe rechne
und wenig aufschreibe, so könne er nicht nachkommen, wo ein
solcher Verstoß herrühre.
Margarete schilderte ihm darau f seine Gleichgültigkeit, die Art,
ivie er einnehme und ausgebe, den Mangel an Aufmerksamkeit; selbst
seine gutmütige Freigebigkeit kam mit in Anschlug und freilich
ließen ihn die Folgen seiner Handlungsweise, die ihn so sehr
drückten, keine Entschuldigung aufbringen.
Margarete konnte ihren Gatten nicht lange in dieser Verlegen¬
heit lassen, um so weniger, als es ihr so sehr zur Ehre gereichte
ihn wieder glücklich zu machen. Sie setzte ihn in Verwunderung,
als sie zu seinem Geburtstage, der eben eintrat und an dem sie
ihn sonst mit etwas Brauchbarem anzubinden jiflegte, mit einem
Körbchen voll Geldrollen ankam. Die verschiedenen Münzsorten
cnaren besonders gepackt und der Inhalt jedes Röllchens war mit