416
3m jenseitigen Bayern verwandelte Kurfürst Karl Theodor auf
den 4073 Höfen seiner Güter das Leibrecht der Bauern in freies
Erbrecht und Eigentum - es gelang ihm, die Brache zu mindern, den
Kleebau zu mehren, (Obst- und Bienenzucht zu heben. Zwischen Neu¬
burg und Ingolstadt wurde das Donaumoos trocken gelegt,- das fürst¬
liche Lustschloß Zchleißheim bot eine prächtige landwirtschaftliche Mu¬
steranstalt dar. Kuch förderte der Kurfürst die Zwecke der „Zittlich-
Landwirtschaftlichen Gesellschaft" in Burghausen, deren
Fortsetzung der heute mächtig erblühte, mehr als l 00 000 Mitglieder
zählende „Landwirtschaftliche Verein in Bayern" bildet.
Die Gründung des Landwirtschaftlichen Vereins erfolgte l809. Diesem
stand von seinem Anfange an König Max I. freundlich gegenüber
und ihm auch ist die Veranstaltung des seit 1810 alljährlich wieder¬
kehrenden Zentrallandwirtschaftsfestes, des sogenannten
(Okiobersestes, zu danken. Durch regelmäßige, hohe Staatsbeiträge
wurde das (Oktoberfest in München zu einer vortrefflichen landwirt¬
schaftlichen Veranstaltung in Bayern entwickelt.
Erst durch die im 3ahre 1808 vollzogene Aufhebung der Leib¬
eigenschaft in Bayern vermochte der Verein, dessen oberste Leitung
heute der „Bayerische Landwirtschaftsrat" bildet, seine segensreiche
Tätigkeit unter staatlicher Fürsorge mehr und mehr zu entfalten. Kund
130 000 Mark fürs 3ahr gelangen gegenwärtig an den hauptvercin,
8 mal 12 000 Mark an die Kreisausschüsse,- hiezu kommen ansehnliche
Zummen aus Kreismitteln und Distriktskassen für die Bezirksausschüsse.
Mindestens ebenso wichtig wie die Gewährung reichlicher Geld¬
mittel erscheint die Zuziehung der Vertreter des Vereins zu den Be¬
ratungen der Kgl. Ltaatsregierung in landwirtschaftlichen Fragen. Das
Kgl. Haus und die Behörden bekunden das lebhafteste Interesse
an den allgemeinen und besonderen Unternehmungen des Vereins,-
von letzteren erwähnen wir „Das Wochenblatt des Landwirtschaftlichen
Vereins", die „Vierteljahrsschrift des Bayerischen Landwirtschaftsra¬
tes", den „Haus- und Landwirtschaftskalender", die „Buchführung
für bayerische Landwirte", die durch die staatlichen Wanderlehrer
mehr und mehr Eingang in die bäuerlichen Kreise finden.
Durch weise Maßnahmen hat die l a n d w i r t s ch a f t l i ch e v e r-
waltung in Bayern namentlich in den letzten Jahrzehnten die Ent¬
wicklung der Landwirtschaft bedeutend gefördert, hieher zählt vor
allem die Anstellung der staatlichen Wanderlehrer, der Kreisobstbau-
lehrer und Kulturingenieure, der Berater für (Obst-, wein- und hopfen¬
bau, für Fischerei und Milchwirtschaft, des Landesinspektors für Tier¬