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nützt es. wenn ich auch immer wieder das Geld in natura, vorführe,
auch Kinder veranlasse, das statt meiner zu tun, mehr als 2, höch¬
stens 3 Kinder kann ich nicht beschäftigen und bei djer Kleinheit der
Objekte sieht es immer nur ein Teil ber Klasse. Mir müssen also
Geld bekommen oder wenigstens einen Ersatz dafür!
Lin Gedanke! Wir machen Papiergeld. Kinder! Morgen
dürft ihr Geld machen! Erstaunte, belustigte Gesichter. ,,Das Fräu¬
lein macht ja nur Spaß," meint schließlich ein Kind, ,,das kann man
ja nicht." Das kann man freilich nicht, aber wir machen Papiergeld.
Wir brauchen weißes, wenn möglich steifes Papier, Bleistifte (auch
die kleinsten Btümpchen genügen), ein stumpfes Zcherchen (dessen Per-
beischaffung wir enthoben sind, denn es ist im pandarbeitsbeutelchen)
und zuletzt noch ein Zündholzschächtelchen zum Aufbewahren des ge¬
fertigten Geldes, das fortan zum eisernen Bestände der Schultasche
gehört. Wer ein l, 2, 5 oder 10 Pfennigstück bringen darf, der soll
es auch mitbringen. Undern Tags fröhliche, erwartungsvolle Gesichter,
große und kleine Papierbogen, Bleistifte in allen Größen und Farben.
Mit großem Zpaß erzählen die kleinen Knirpse, was der Vater und
die Mutter zu unserer Geldmacherei gesagt haben. Obwohl da manche
drastische Bemerkung mit unterläuft, so sind wir doch voll Freude.
Und das Geld machen! Neu ist das Verfahren nicht. Wer
von uns hätte diese Kunst nicht schon geübt und nur bedauert, daß
dies Geld keine Gültigkeit hatte. Den kleinen, ungeschickten Finger-
chen ist es nicht gar so leicht die Münzen unter dem Papier festzu¬
halten, die Bänder und die erhabenen Ziffern schön mit dem umge¬
kehrten Bleistifte auf das Papier zu übertragen. Uber mit einiger
Unleitung geht es und bald haben wir eine Menge Münzen geprägt.
Nun geht es ans Uns schneiden. Da entstehen anfangs zumeist
eckige Gebilde, aber es ist noch kein Meister vom Pimmel gefallen
und allzu kritisch sind wir nicht. Das Bchächtelchen füllt sich, der
Btolz der Meistbesitzenden wächst. ,,Ich habe schon 5 Pfennig,
10 Pfennig usw. Ich hab 3 Pfennig mehr als du — du hast 2 Pfennig
weniger als ich — ich brauche noch 2 Pfennig zu 10 Pfennig usw."
Wir sind schon mitten im Rechnen, wir vergleichen, messen, zählen
usw. Dann gehen wir zum Einkaufen, wechseln Geld, geben heraus,
nehmen verschiedene Geldsorten, machen Tauschgeschäfte, füllen die
Bparkasse — tausend Dinge, die die Kinder in Wirklichkeit tun und
treiben. Die Kinder dürfen selbst Uufgaben ersinnen und man ist er¬
staunt, was ihnen alles einfällt.