Full text: Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen

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Da sich dieselben sehr rasch vermehrten, so waren schon 
nach einigen Jahren kleinere, mit Erdbeeren bepflanzte 
Beete nicht nur in den Gärten sondern auch hauptsäch¬ 
lich in den Weinbergen zu sehen. 
Mit der Pflege dieser Pflanzen beschäftigten sich zu¬ 
nächst nur die Obsthändler, welche ihre Früchte auf dem 
Markte in Baden absetzten. Dort sahen die übrigen Land¬ 
wirte, daß sich die Erdbeerpflanzungen als sehr einträglich 
erwiesen, und sie versuchten einer nach dem andern selbst 
solche Pflanzungen anzulegen. So breiteten sich diese immer 
mehr aus und schon bei Beginn der sechziger Jahre gab es 
unter den Landwirten Staufenbergs wenige mehr, die nicht 
ein oder mehrere Grundstücke ausschließlich mit Erdbeer¬ 
pflanzen bebauten. Da die Lage des Ortes, der, auf drei 
Seiten von Bergen umgeben und dadurch gegen die rauhen 
Nord- und Ostwinde geschützt, für diese Anpflanzungen eine 
sehr günstige ist, so gedeihen die Früchte vortrefflich. Der 
ganze Ertrag wurde immer noch nach Baden zu einem ver¬ 
hältnismäßig geringen Preise verkauft. Ein dortiger Kauf¬ 
mann lieferte die Früchte in größeren Quantitäten an Kon¬ 
servenfabriken, besonders nach Stuttgart. Um höhere Preise 
zu erzielen galt es nun, für Staufenberg neue Absatzquellen 
aufzufinden. In dieser Beziehung war es namentlich der 
dortige Lehrer, welcher sich große Verdienste dadurch er¬ 
warb, daß er durch Annoncen (Anzeigen), Zeitungsartikel 
und Reisen für das Bekanntwerden des erdbeerproduzieren- 
den Staufenberg sorgte. So fanden die Staufenberger Früchte 
seit Ende der sechziger Jahre auch in entfernter gelegenen 
Städten wie Stuttgart, Deidesheim, Würzburg etc. großen 
Absatz. Der Versand nach diesen größeren Städten geschieht 
stets im großen, wobei Staufenberg der Umstand sehr zu¬ 
statten kommt, daß 1869 die Eisenbahn nach dem nahe ge¬ 
legenen Gernsbach eröffnet wurde. Ebensoviel Erdbeeren, 
als im großen verkauft werden, setzen Händler im Einzel¬ 
verkauf in den näher gelegenen Städten ab. 
Staufenberg ist wohl gegenwärtig für die Erdbeer¬ 
kultur in ganz Deutschland der bedeutendste Ort. Mit dem 
größeren Absätze war natürlich die Vermehrung der An¬ 
pflanzungen Hand in Hand gegangen und sie haben sich 
so weit ausgedehnt, daß jetzt ungefähr 10 Hektar mit Erd¬ 
beeren bepflanzt sind, welche einen Durchschnittsertrag 
von mindestens 500 Zentnern jährlich ergeben. Je nach 
der Größe des Ertrags schwankt der Preis zwischen 30 
und 50 Mark per Zentner. Mit den Absatzquellen für Erd-
	        
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