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beeren wurden auch solche für andere ähnliche Produkte
aufgefunden, unter welchen hier besonders die Stachel¬
beere und edleres Obst, hauptsächlich Pfirsiche, zu erwähnen
sind. Es werden in Staufenberg jährlich wohl ebensoviel
Stachelbeeren als Erdbeeren gewonnen.
Wie schon erwähnt, verdankt der Ort seinen Wohl¬
stand fast ausschließlich der Erdbeerkultur. Sie erfordert
zwar viel Arbeit: der Boden muß jährlich mehrere Male
vom Unkraut gereinigt, gehörig gelockert und gedüngt
werden. Die Mühe ist nahezu ebenso groß als in den
Weinbergen; dafür gibt es aber auch sehr selten eine Mi߬
ernte und der Landmann wird für seine harte Arbeit durch
einen sicheren Ertrag reichlich belohnt.
Badische Fortbildungsschule.
53. Der Obstbau.
Wie lieblich ist die Blüte des Obstbaumes, wie erquickend
und labend seine Frucht! Kein Baum in deutschen Landen kann
ihm als ebenbürtig zur Seite gestellt, keiner mit gleichem Rechte
als Freund und Wohltäter des Menschen bezeichnet werden. Ist
er ihm doch in treuer Ergebenheit selbst in die Wildnis gefolgt.
Wo ein Hüttchen erstand, ein Pflug seine Furchen zog, da hat
auch er ein Plätzchen gefunden um Wurzel zu schlagen und seine
grünenden Arme schützend über das Werk des Menschen zu
breiten. Und noch heute umschließen Obstgärten die ländlichen
Siedlungen. Ihre Früchte gelten als Lieblingsspeise der Kinder,
während sie in der Tat für jung und alt längst von einem
Genuß- zu einem Nahrungsmittel geworden sind. Besonders seit
man die gesundheitfördernde Wirkung des Obstgenusses kennt,
hat sich der Obstverbrauch bedeutend erhöht und das Deutsche
Reich ist gegenwärtig nicht imstande seinen Bedarf aus eigener
Ernte zu decken. Es bleibt auf das Ausland angewiesen, das
zurzeit alljährlich für 70 Millionen Mark frisches und getrocknetes
Obst über unsere Grenzen liefert, ungerechnet die Südfrüchte
aller Art, von denen wir ebenfalls für 40 Millionen Mark im
Jahre verzehren. Welch großer Verlust an deutschem Geld!
Welche Schädigung unseres Nationalvermögens! Nur mit tiefstem
Bedauern kann man diese Tatsache überdenken und unwillkürlich
drängt sich die Frage auf: Was kann geschehen um den Obstbau
rentabler zu gestalten und ihn mehr als bisher unseren Bedürf¬
nissen anzupassen?
Unsere ungepflegten Obstgärten geben eine nicht mißzuver-
stehende Antwort. Es fehlt den Landwirten — von rühmlichen