Vaterländische Geschichte. XVII
Die Division trat am 2. Juni den Rückmarsch in die Heimat
über Neufchateau—St. Dis—Straßburg—Freudenstadt—Böblingen
nach Stuttgart an. Das 8. Regiment, das jetzt den Namen „Gro߬
herzog Friedrich von Baden" trägt, blieb in Straßburg, wo es noch
heute steht.
Am 29. Juni war festlicher Einzug in Stuttgart.
Groß war die Trauer im Lande, als der vielgeliebte König Karl
nach gesegneter 27 jähriger Regierung am 6. Oktober 1891 die Augen
für immer schloß.
Sein Neffe, Wilhelm II., dein allergnädigster König und
Landesherr, geb. am 25. Februar 1848, regiert seit 1891. Seine
Gemahlin, Königin Charlotte, ist eine-Fürstin aus dem Schaum-
burg-Lippeschen Hause. Dein König ist durch seine Teilnahme an den
Feldzügen unlöslich mit seinem Armeekorps verknüpft. Jedes Frühjahr
hall er bei Stuttgart und Ulm Heerschau über die Truppen der
größten Garnisonen des Königreichs, und in jedem Herbst findet die
Ausbildung des Armeekorps durch die in seiner Gegenwart und unter
seiner Oberleitung sich abspielenden Manöver ihren Abschluß.
Dreimal während seiner Regierung, in den Jahren 1893, 1899
1909 durfte das XIII. Armeekorps durch Teilnahme an Kaiser¬
manövern mit und gegen die Armeekorps der benachbarten Bundes¬
staaten, vor dem kaiserlichen Kriegsherrn wohlbestandene Prüfungen
seiner Tüchtigkeit ablegen.
Als im Sommer 1900 die Kunde von dem grauenvollen Gesand¬
tenmord in Peking zu uns herüber drang und S. M. der Kaiser,
von heiligem Zorne erfüllt, Freiwillige aufrief, um jenseits des Ozeans
Krieg zu führen und die dem deutschen Namen zugefügte Schmach zu
sühnen, da fanden sich auch viele hundert mutige Schwabensöhne
bereit, in dem fernen Lande einzutreten für die höchsten Güter der
Menschheit und für des Reiches Ehre. Liebevolle, zum Herzen dringende
Worte gab S. M. der König seinen Landeskindern beim Abschied zu
Stuttgart und Ludwigsburg auf den ernsten Weg mit.
Bekanntlich ließen es die feigen Chinesen nirgends zu einem
entscheidenden größeren Treffen kommen, weil sie beim Herannahen
der Verbündeten ihr Heil fast immer in schleunigem Rückzüge suchten.
Dennoch hatten die Truppen mit unsagbaren Schwierigkeiten,
hervorgerufen durch das unwegsame Gelände und das ungünstige
Klima, zu kämpfen; auch hier feierten deutsche Tapferkeit, deutsche
Mannszucht ihre schönsten Triumphe, so daß sich die deutschen Truppen
nicht nur bei der chinesischen Bevölkerung in Achtung und Respekt
setzten, sondern sich auch der vollsten Wertschätzung und Kameradschaft
seitens der fremden Truppenkontingente erfreuten.
Die 8. (württ.) Kompagnie des 3. Ostasiatischen Jnf.-Rgts. unter
ihrem tapferen Hauptmann Knörzer kam viermal ins Feuer, was
keine andere Kompagnie des Expeditionskorps erreicht hat.
Ein ernstes Gefecht war namentlich das bei Kwang-tschang am
20. Februar 1901. Gegen 10000 Patronen verschoß die Kompagnie
!>egen den sehr gut gedeckten, an Zahl weit stärkeren Gegner, der
chließlich das Häuflein Württemberger durch eine Umfassung zu er¬
drücken suchte. Das bekam ihm schlecht! Mit Hurra warf sich die
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