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nnd Regentenstammtafeln* — glücklich zu einem dicken
Vierer gebracht hatte: einmal, weil die dortigen Ainder es
zu einer Note IV nicht bringen konnten und dann, weil
man dort überhaupt von dem Zahlenwust, mit dein ich mich
in der „Geschichte" abquälen mußte, nichts kannte. —
Noch heute schmerzt es mich, wenn ich daran denke,
wie sich die Mutter absorgte, als ich es in der „Geschichte"
sogar zu einer Nachprüfung brachte; — dem Vater wurde
es so lange verschwieget!, als es nur immer möglich war.
— Du lieber Gott, sie ahnten ja leider alle beide nicht,
wie ich mein armes Gehirn marterte mit dem Wust unseres
trockenen Geschichtsbuches. Sie ahnten nicht, konnten es
nicht ahnen, wie ich mir selbst die bittersten Vorwürfe
machte, wenn ich am Waldrand liegend plötzlich merkte,
daß mein „Gutmann" wohl aufgeschlagen vor mir im
Grase lag, daß ich aber nichts von den Zahlen sah, sondern
schon lange den kleinen Aäfer verfolgte, der — heute
möchte ich fast sagen absichtlich — bald über diese „wichtige"
Zahreszahl, bald über jenen berühmten Feldherrn oder über
diesen cherzog von Zülich-Tleve und Berg oder wer weiß
wen krabbelte. — Warum mußten wir aber auch so mitten
drinnen wohnen in der freien Natur, so nahe bei der großen
Lehmgrube mit ihren Tümpeln und den Fröschen und
Wasserkäfern und Salamandern drin? — Zch konnte mir
doch die Augen nicht verbinden, wenn mich mein Schulweg
täglich ^ mal durch das aufgeschlagene Buch der Natur mit
seinen tausend Reizen und Ablenkungen führte. Wozu hatte
mir denn der cherrgott die Augen gegeben? Bloß um
damit in die dummen Bücher zu gucken? —
*) Anmerkung: Ich will hiemit durchaus keinen Vorwurf
gegen unseren damaligen Geschichtslehrer erheben. Die Schuld lag der
Aauptzache nach an dem übermäßigen Geschichtspensum.
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