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in der Arginusenschlacht vor dem erbitterten Volke zu vertheidigen
wagte, wie er auch das Treiben der Dreißig scharf mißbilligte.
Trotz seiner Unbescholtenheit traf ihn im Jahr 399 die
schwere Anklage: er glaube nicht an die vaterländischen Götter,
führe neue Gottheiten ein und verderbe die Jugend. Wie leicht
es auch war alle diese Vorwürfe zu entkräften, so ließ der Haß
des Volkes sich doch nicht beschwichtigen, das ihm nicht verzeihen
konnte, daß er sich keinem Autoritätsglauben beugte, daß er die
Wahl der Beamten durchs Loos für verwerflich erklärte, und
endlich daß Alkibiades und Kritias seine Schüler gewesen waren.
War er doch schon früher durch Aristophanes Gegenstand des
Spottes der Komödie geworden, wobei freilich die laxen Ansichten
der Sophisten über Recht und Unrecht ihm unverdientermaßen
zugeschrieben wurden, vielleicht nur deshalb, weil er unter allen
Philosophen der populärste war. Dennoch wäre er der Ver¬
urteilung entgangen, wenn er das Mitleid seiner Richter an¬
gerufen hätte; aber er hielt sich für zu gut, um seine Grundsätze
zu widerrufen. Ins Gefängnis geworfen weigerte er sich zu
fliehen, weil er den Gesetzen der Vaterstadt, auch wenn sie zu
seinem Verderben angewandt würden, nicht ungehorsam werden
wollte. So trank er, ein mehr als siebzigjähriger Greis, den
Schierlingsbecher im frohen Vorgefühl eines bessern Lebens nach
dem Tode.
§ 17. Thebens Hegemonie.
Bei einem Zuge der Spartaner gegen Olynth, welches seine
Bundesgenossenschaft nicht auflösen wollte, besetzte ihr Anführer
Phöbidas die Burg von Theben, die Kadmeia, und verschaffte
den thebanifchen Aristokraten die Herrschaft in ihrer Stadt (382).
Aber nur drei Jahre genossen diese die Früchte ihres Verraths,
denn die vertriebenen oder geflüchteten Häupter der Volkspartei,
an ihrer Spitze Pelopidas, die in Athen freundliche Aufnahme
gefunden hatten,nöthigten sie durch Ueberrumpelung zur Nieder¬
legung der angemaßten Würden und die Spartaner zum Abzug.
In dem nun entstehenden Kriege kämpften zuerst die Athener
als Bundesgenossen der Thebaner und erreichten durch den See-