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Vorrede.
nur zwei Punkte müssen erwähnt werden, die in einem Schulbuche mehr als
in jeden! anderen wichtig sind, Orthographie und Interpunktion. Erstere ist,
so gut es ging, nach den heute geltenden Vorschriften durchgeführt worden,
freilich ein mißliches Geschäft bei solchen Stücken, die durch ihre Sprache doch
immer die Zugehörigkeit zu einer vergangenen Zeit verraten. Die Interpunktion
dagegen habe ich so zu lassen oder herzustellen gesucht, wie sie von den Verfassern
selbst ursprünglich bezeichnet morden ist. Daß es neben der Schulorthographie
keine offizielle Schulinterpunktion giebt, ist kein Zufall; jeder selbständig denkende
Mensch hat eben eine eigene Art, seine Gedanken zu ordnen und einzuteilen.
Aus den unteren und mittleren Stufen des Unterrichts wäre es bedenklich
diesen Gesichtspunkt zur Geltung zu bringen; ein Primaner aber muß im stände
sein oder in stand gesetzt werden, das Charakteristische der Interpunktion und
ihren Zusammenhang mit dem Stil herauszufinden. Um nur zwei Beispiele
anzuführen: wer die eigentümliche Bedeutung des Kommas für die Sprech¬
weise Fichtes (1) oder des Kolons für Rankes (11) Art zu denken erkannt
hat, der wird in der Scheu vor einer Uniformierung auf diesem Gebiete sicher¬
lich mit mir übereinstimmen.
Je mehr ich im übrigen ans Widerspruch gefaßt bin, desto lieber gedenke
ich an dieser Stelle der zahlreichen Freunde, die durch den Beifall, den sie
meinem Plane schenkten, mich ermutigt, durch Rat und That in der Aus¬
führung desselben mich unterstützt haben. Auch manchen mir persönlich un¬
bekannten Gelehrten bin ich verpflichtet, welche die Aufnahme ihrer Aufsätze
in die Sammlung freundlich gestattet haben. Mögen sie alle die Genug¬
thuung erfahren, daß ihr Wohlwollen nicht an ein aussichtsloses Unternehmen
verschwendet war! Besserer Dank, als ich ihn aussprechen könnte, wird ihnen
zu teil werden, wenn das Buch den Zweck erfüllt, für den es bestimmt ist,
wenn es an seinem Teile dazu beiträgt, in den Jünglingen, die aus der
Schule ins Leben hinauszutreten sich rüsten, den inneren Sinn zu schärfen,
die Kraft des Denkens zu stählen, den Willen auf Edles und Großes
zu lenken.
Kiel, im August 1887.
Dr. Paul Cauer.