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An Gestalt sind sie einander ganz unähnlich. Die einen gleichen
bloß einem lebendigen Klümpchen, die andern haben ein Schwänz¬
chen, oder sie sind behaart, oder sie besitzen eine Art Arme, wie
ein Rad gestaltet. Kurz man hat durch fleißige Untersuchungen
schon gegen 200 Gattungen kennen gelernt, wovon einige ein ge¬
waltig zähes Leben haben. Sie kommen zum Teil selbst in sie¬
dendem Wasser und zu Eis gefroren nicht um, leben auch bis¬
weilen wieder auf, wenn sie schon Jahre lang eingetrocknet waren.
Von diesen wunderbaren Geschöpfen, in deren Kleinheit die All¬
macht Gottes so groß ist, will ich nur das Kleisterälchen, das
Essigälchen, das Kugeltierchen und das Rädertierchen anführen.
67. Pie Polypen.
Reben den erwähnten winzigen Geschöpfen verdienen die
Polypen, Bewohner des Wassers, unsere Aufmerksamkeit. Auf
den ersten Anblick scheinen sie Pflanzen zu sein; untersucht man
sie aber genauer, so nimmt man wahr, daß sie fühlen, sich von
selbst bewegen und ihre Nahrung durch äußere Glieder suchen
und verschlingen; sie sind also Tiere — Pflanzentiere. Im
Meere lebt davon eine Unzahl in steinartigen Gehäusen, die
unter dem Namen der Korallen bekannt sind. Sie bilden
Stämme mit Ästen und Zweigen. Mit der Zeit werden diesel¬
ben von den unzähligen Tierchen immer höher gebaut bis au
die Oberfläche und heißen Korallenriffe, die von solcher Härte
und Festigkeit sind, daß das stolze Werk von Menschenhand,
das Schiff, daran scheitert und berstet. Oft veranlassen Koral¬
lenbänke und Riffe die Bildung neuer Inseln im Meere. Die
rote Koralle oder Edelkoralle wird in der größten Tiefe
des Meeres angetroffen und mit vieler Mühe durch die Tau¬
cher heraufgeholt. Sie wird zu Schmucksachen aller Art, z. B.
zu Halsgehängen, Ringen, Kelten verarbeitet und besonders
bei den Negern in Afrika sehr wert gehalten.
B. "Wanzenreich.
. 68. Vffauze und Fier.
Die Pflanzen gleichen in vielen Dingen den Tieren. Ge¬
boren aus dem milchreichen Samen, wie das Tier aus dem
Ei, saugen sie ans der Erde ihre Nahrung, und die Wurzel ist
ihr Mund. Wie das Blut in den Tieren, steigen in ihnen
Säfte verschiedener Art auf und ab. Sie atmen Dünste aus,
wie die Tiere, und sterben ohne Nahrung oder im Übermaße
der Hitze oder Kälte, wie die Tiere.