Object: Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet (Kursus 2)

Das Königreich Italien 1859—1871. 229 
Tessin den Krieg eröffnet. Thatenlos aber blieben sie hierauf stehen und 
ließen dadurch den Feinden Zeit, ihre Heereskörper zu vereinigen. (Srft 
am 20. Mai kam es zu dem Gefechte von Montebello^, wo die Öfter-Montebello. 
reicher zum Rückzug gezwungen wurden. Mittelst einer Linksschwenkung rückte 
nun Napoleon gegen Mailand vor und veranlagte dadurch Gynlai, sich 
wieder auf das linke Ufer des Tessin zurückzuziehen. Hier fand am 4. 
Juni 1859 die Schlacht bei Magenta1 statt. Die Verbündeten waren an- Magenta. 
fänglich im Nachteile, und Napoleon selbst schwebte samt seiner Garde in 
großer Gefahr, zuletzt aber entschied Mac Mahon den Sieg, eine That, die 
ihm den Titel eines „Herzogs von Magenta" verschaffte. 
Nach der Niederlage bei Magenta räumten die Österreicher die Lom- 
bar bei und gingen bis zu dem sogenannten „Festungsviereck zurück, um 
hier den weiteren Angriff der Feinde zu erwarten. — Am 8. Juni 1859 zog 
Napoleon an der Seite Viktor Emannels in Mailand ein und erklärte in 
einem Erlaß, daß sein Programm sei: „Italien frei bis zur Adria!" 
Die Unfälle Österreichs führten den Sturz anderer Regierungen herbei. 
Der Herzog Franz von Modena2, die Herzogin Luise von Parma2, sowie 
der Großherzog Leopold von Toskana2 mußten ihre Staaten verlassen. 
Überall wurde die italienische Fahne aufgepflanzt und der Anschluß an Sar¬ 
dinien verlangt. Auch Bologna2 rief die Diktatur Viktor Emannels ans. 
Nachdem die Österreicher sich hinter dem Mincio1 gesammelt hatten, 
begab sich Franz Joseph selbst zu dem Heer, um den Oberbefehl zu über- 
nehmen. Aber anstatt den Angriff in der gedeckten Stellung zwischen den 
Festungen abzuwarten, beschloß der Kaiser, in der Hoffnung, die Gegner zu 
überraschen, den Vormarsch. Allein Napoleon war durch Kundschafter von 
allem unterrichtet und empfing daher wohlvorbereitet die Anrückenden (24. Juni). 
Der Hauptkampf entspann sich um die Höhe von Solferino die Öfter- Solferino. 
reicher fochten auf das tapferste, mußten aber den Sieg in Napoleons 
Händen lassen und sich hinter die Festungen zurückziehen. 
* Selbst nach dieser Niederlage war die Stellung der Österreicher keines- 
wegs verzweifelt. Alle Welt war daher überrascht, als sich die Nachricht 
von einem Waffenstillstand (7. Juli) und einer persönlichen Zusammenkunft. 
der beiden Kaiser zu Villafranca 1 (11. Juli) verbreitete. 
Arn 10. November 1859 kam es dann in Zürich zwischen Österreich, 
Frankreich und Sardinien zum Abschluß des Friedens. Österreich trat die 
Lombardei an Frankreich ab, „welches dieselbe an Sardinien übergeben 
werde". Die Wiedereinsetzung der Regenten von Modena, Parma und 
1 Montebello, Städtchen südlich von Pavia. — Magenta, Stadt westlich 
von Mailand. — Das „Festungsviereck" wird von den befestigten Städten Pes- 
chiera, Mantua, Verona und Leguago gebildet. — Mincio, linker Nebenfluß des 
Po, entspringt in Tirol und bildete nach seinem Austritt aus dem Gardasee die Grenze 
zwischen Lombardei und Venetieu. — Solferino, Stadt westlich vom Mincio. — 
Villafranca, Stadt zwischen Verona und Mantua. 
2 Das Herzogtum Modena, südlich von der Lombardei, zwischen Parma und 
dem Kirchenstaat gelegen, hatte 6132 qkm. — Das Herzogtum Parma, westlich von 
Modena, zahlte <il58 qkm. —Das Großherzogtum Toskau a, südlich von Modena, 
sowie südlich und westlich vom Kirchenstaate, Hauptstadt Florenz, belief sich auf 24053 
qkm. —Der Kirchenstaat, zu dem Bologna (S. 129 Anm. 1.) gehört, umfaßte 
vor der Annexion 41187 qkm. 
Villa¬ 
franca. 
Zürich.
	        
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