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Nachttau aus der sicheren Höhle gelockt hat, kommt ihm ge—
rade recht, um den anderen Tieèren in seinem Magen Gesellschaft
zu leisten. Vielleicht wäre der Prosch dureh einige kühne
Sprünge den Zähnen des Vielfrasses entgangen, wenn er nicht
gerade von fetten Pliegen und schlanken Mücken gar schön
eträumt hätte. Der Sehneeke hilft es niehts, dass sie sieh
mit ibrer Viere in das Haus zurückzieht, er frisst sie samt
der Schale. Dass Ubermut niemals gut thut, lehrt uns das
Zetergeschrei, welehes sich jetzt erbebt, es kommt von einer
Maus her, welehe ihren flönken Beinen zu viel und dem schwer—
fãlligen Feinde zu wenig zutraute. Alle diese Tiere sind kleine
Leute obne Wehr und Waffen. PErnstlicher ist der Kamptf des
Igels mit der Rreuzotter. Sowie er diese giftige Sohlange in
seiner Nahe riecht, erzählt ein Naturforscher, rücekt er auf sie
zu und beschnuppert sie, vorzüglieh am Rachen, weil er da blosses
Pleisch riecht, packt aber nicht fest zu, sondern kneipt sie nur
oft mit den Zähnen. Die Otter wird wütend, zischt und beisst
fürehterlieh; aber er kebrt sieh niebt im geringsten daran,
zuekt kaum vor ihren Bissen zurück. Endlich, wenn siceh die
Otter abgetobt hat und ibhr Rachen von den Bissen, die sie
seinen Stacheln gegeben hat, vom Blute trieft, packt er ihren
Kopf, zermalmt ihn samt den Giftzähnen, frisst ihn zuerst und
dann das Ubrige. Er erhbält oft im Gefechte mit einer Kreuz—
otter 8, 10, 12 Biese in die Ohren, das Gesicht, die Lippen,
ja sogar in die Zunge, mit weleher er seine Munden leckt, und
erleidet weder Geschwulst, noch sonst einen krankhaften Zufall.
Der Igel weiss, dass Vorsiebt zu allen Sachen nütze ist;
ohne sie könnte der Speisende leicht selbst zur Speise werden.
Während seines Kampfes mit der Otter ist ein Fuchs beran—
geschlichen. Aber ehe ihn dieser mit einem gewaltigen Satze
an der Schnauze fassen und töten kann, hat der Igel sieh schon
zusammengerollt. Knurrend und zankend wendet der Puchs
die Stachellugel hin und her und suceht ihr da und dort bei—
zukommen; aber alle seine Mühe ist vergeblich, er muss mit
blutiger Nase und leerem Magen abziehen. Stille halten ist
das einzige Mittel, dureb welches der Igel sieh aller seiner
Feinde erwehrt, ein Stück, in welehem aueh der Mensch gar
viel vom Igel lernen könnte. Die Waffen des Tieres sind seine
Stacheln. Sie sind fast so lang, wie die Hälfte deines Daumens
und von gelblicher, in der Mitte und an der Spitae dunkel-
brauner Parbe. Sie sind sebhr biegsam und an ibrem unteren
Ende tellerförmig erweitert; daber kannst du schon ziemlich
derb auf den Igel treten, ja ihn von 5 bis 6 Ellen hoher Mauer
herunterwerfen, ohne dass er den geringsten Schaden nimmt.
Auf dem Rückwege kommt der Igel zu einem Haufen
troeknen Laubes; er wälzt sieh in demgelben so lange herum,
bis er über und über beladen ist. Zu Hause schüttelt er es ab
und polstert sich mit ihm seine Höhle aus, die er in einem