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Abtritte, sondern auch die Ufer langsam fließender Gewässer, woselbst
sie tiefe Höhlen haben. Sie klettern und schwimmen sehr gut und
ziehen oft, indem sie von unten kommen, junge Enten bei den Beinen
hinunter. Auch junge Gänse, Küchlein, junge Kaninchen, Tauben,
junge und alte Meerschweinchen, Vögelchen aller Art werden von ihnen
erwürgt. Ja, es ist vorgekommen, daß sie alte Hühner getötet, eng
eingesperrten Gänsen die Schwimmhäute oder die ganzen Füße ab—
gebissen, lebendigen Schweinen große Löcher in den Speck genagt,
selbst ganz kleine Kinder angefressen haben. An Getreide, Karloffeln,
Obst, Käse, Butter, Brot, Fleisch und anderen Eßwaren thun sie
außerordentlichen Schaden. In Olgefäße, denen sie nicht anders bei—
kommen können, stecken sie ihre Schwänze und lecken sie dann ab.
Sperrt man ihrer mehrere zusammen und füttert sie nicht reichlich, so
frißt eine die andere auf. Mäuse erhalten sich nur dann in ihrer
Nähe, wenn sie zwischen festen Steinen enge Löcher haben. Gegen die
Wanderratten schützt weder Hag, noch Mauer, weder Thüre, noch Schloß.
Wo sie keinen Weg haben, bahnen sie sich einen, durch die stärksten
Eichenbohlen und durch dicke Mauern nagen und wühlen sie sich hin—
durch.
199. Die Gänse.
1. „Nun sagt einmal, ihr Gänschen, mir, ich seh' euch lange zu,
was habt ihr saubere Kleiderchen und schöne rote Schuh?
Ihr wollt gewiß zu Tanze geh'n,
nicht wahr, ihr tanzet wunderschön?“
2. Das schmeichelte den Gänschen sehr, sie thaten gleich manierlich
und fingen drauf zu tanzen an, s war aber gar nicht zierlich.
Sie wackelten wohl auf und ab
und traten fast den Fuß sich äb.
3. „Nun aber sagt, ihr Gänschen, mir, ich seh euch lange an,
was ihr für weiße Hälse habt und rote Schnäbel dran?
Damit singt ihr wohl allzumal
viel schöner, als die Nachtigall?“