Trojan. I 1655
oder Baum, von dem rohe Hände, vielleicht um noch unreifer
Früchte willen, die Zweige heruntergerissen und abgebrochen
haben.
Geh freundlich mit dem Baume um! Es gräme dich
nicht, sitzen zu lassen, was du nicht erreichen kannst. Verloren
geht es doch nicht; ein Vogel oder ein Eichhorn oder sonst
äin armer und scheuer Gast wird es sich vor dem Winter
schon holen. Und wenn du eine Leiter ansetzest, so sieh zu,
daß sie wohl gestützt sei. Kämet ihr beide, die Leiter und du,
plötzlich von oben herunter, so würdet ihr große Verheerungen
unter den unten stehenden Gewächsen anrichten und auch
wohl selber zu Schaden kommen.
119. Der Sperling im Winter.
Wovon lebt der Sperling im Winter? Er geht nicht im
Herbst in südliche Länder, wie andere Vögel, sondern bleibt
daheim, wenn auch der Winter noch so arg ist. Er sammelt
nicht Vorräte, sondern wenn das Korn eingeführt und auch
auf den Stoppeln nichts mehr zu finden ist, dann hat er
nichts. Es gibt keinen so armen Mann im ganzen Lande
wie den Sperling, wenn der erste Schnee draußen gefallen
ist. In seiner Wohnung ist nichts zu finden, und verdienen
kann er sich auch nichts. Er kann weder Holz hacken noch
Kartoffeln schälen, auch nicht fegen und kehren oder Wasser
tragen. Nicht einmal singen kann er.
Doch findet er den ganzen Winter hindurch sein Brot.
Auf dem Dorf geht er zu den Bauern und sieht zu, wie
gedroschen wird. Dabei fällt manches Körnlein für ihn ab.
In der Stadt ladet er sich in gleicher Weise bei armen, wie
bei reichen Leuten zu gast. Wo Pferde ihren Hafer bekommen,
ist er da und sagt: „Ich darf doch mitessen? das wenige, was
ich mir nehme, macht ja nichts aus.“ Und wo einem Huhn
sein Futter gestreut wird, fliegt er auch herbei und spricht:
„Du erlaubst doch? ich werde es dir wiedergeben im Sommer,
wenn die Erbsen reif sind.“ Überall ist er da, wo es etwas zu
picken gibt.