Die schwäbischen oder hohenstaufischen Kaiser. 99
übt und es ging kein Tag hin, die Tage des Gotiesfne-
dens ausgenommen, wo nicht eine Menge kleiner Kriege
und Fehden ans unserm Boden mit den Waffen ausgefoch-
ten wurden. Als Friedrich im Jahr 1235 nach Deutsch¬
land kam,—er war nun in 15 Jahren nicht da gewesen,
— suchte er zwar die Ordnung mit aller Kraft herzugellen;
er hielt einen großen Reichstag zu Mainz, auf welchem
64 Fürsten und überhaupt 12000 Edle und Ritter zugegen
waren, gab Gesetze über den Landfrieden und bestrafte
auch hin und wieder einen Uebcrtretcr; allein seine Ein¬
wirkung war zu selten und auch jetzt nur von kurzer Dau¬
er. Denn im folgenden Jahre schon mußte er wieder nach
Italien zurück, um dort sein ganzes Leben von nun an
mit Kämpfen hinzubringen, denen sein Gemüth endlich er¬
lag. Sein alter Feind, Gregor IX., erhob sich wieder
gegen ihn, und der folgende Papst, Jnnocenz lV., trat
ganz in dessen Fußtapfen. Sie ünterstnlzten vorzüglich die
lombardischen Städte, deren Trotz gegen die kaiserliche
Gewalt in seiner alten Stärke wieder erwacht war; und
um den Kaiser überhaupt in der Achtung der Völker im¬
mer mehr herunter zu setzen, warfen sie die schwere Be-
schuld-igung auf ihn/ daß er ein Verächter der heiligen
Religion und der Kirche sey, daß er mohamedanische Sit¬
ten liebe und heimlich sogar ein Anhänger dieses Glaubens
sey. Friedrich suchte sich auf alle Weise von diesem Vor¬
würfe zu reinigen und erbot sich sogar, sich einer Prü¬
fung über seine Grundsätze in Gtaubenssachen zu unter¬
werfen. Allein der bloße Verdacht solcher Vergehen, wie
ihm Schuld gegeben wurde.5', war schon hinreichend, ihm
die Herzen der Menschen abwendig zu machen. Auch hat
Friedrich durch ein üppiges Leben, und durch viele leicht¬
sinnige Reden und Handlungen, seinen Feinden die Waffen
gegen sich selbst in die Hände gegeben, obwohl er sicher ein
besserer Mann war, als wie sie ihn schilderten. Er war
mit außerordentlichen Anlagen ausgestattet: beredt, tapfer,
großherzig, mit herrlichem Sinne für Kunst und Wissen¬
schaft, für Aufklärung und Freiheit des Geistes, begabt;
er versammelte viele große Männer um sich und übte selbst
mit ihnen/ gleich Karl dem Großen, die Wissenschaften.
Für seine Erbländer hat er auch eine Sammlung sehr gu¬
ter Gesetze hinterlassen. Und doch ist das Leben dieses
Kaisers gleich einem Schattenbilde, ohne große Wirkun¬
gen, verftogen, woran ungünstige Schicksale, der unver¬
söhnliche Haß seiner Feinde, ganz sicher aber auch eigener
deichtsinu und Fehlerhaftigkeit, Schuld sind. Besonders
wurd<m die letzten Jahre seines Lebens durch beständige
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