Object: Für Schüler von 13 bis 16 Jahren (Theil 3)

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muthige That, und Konstantin mit seinen Sulioten opferte an 
diesem Tage 500 Türken den Manen seines Bruders. 
Die Leiche des Helden wurde nach Missolunghi getragen. Der 
Eparch Konstantin Metaras, mit allen Behörden der Regie¬ 
rung der Stadt und allen Truppen der Festung, ging dem Trauer¬ 
zuge entgegen und führte ihn, wie im Triumphe, in die Stadt ein. 
Voraus gingen türkische Gefangene in Ketten, dann die Schlacht¬ 
rosse der erschlagenen Paschas und BeyS, die Saumthicre, beladen 
mir Massen und Fahnen, Turbanen und Roßschweifen. Die älte¬ 
sten Krieger trugen die Bahre auf ihren Schultern, auf welcher der 
Held, unbedeckt, in seiner Chlamys ruhte, neben ihm seine Waf¬ 
fen. 8000 den Feinden abgenommene Ziegen und Schafe schlossen 
sich dem Zuge an, gleichsam um an den Hirtenstand des Sulio- 
tenhelden zu erinnern, und hinter diesen schleppten noch viele Last¬ 
thiere und Wagen die Siegesbeute nach. 
Das Haus des Eparchen nahm die Leiche des Markos Boz- 
zaris auf, und bewahrte sie bis zu ihrer feierlichen Beisetzung. 
Eine Ehrenwache, mit langen, schwarzen Flortüchern um die Köpfe, 
umgab die Bahre, und in allen Kirchen wurden Seelmessen für 
den großen Todten gesungen. Am Tage der Beisetzung wurden die 
Thüren des Leichenhauses aufgcthan, und die Vorhalle, in welcher 
der offene Sarg des Helden stand, war mit Fahnen und Trophäen 
zu einem Tempel des Sieges umgestaltet. Ein Lorbeerkranz umgab 
die Stirn des Leonidas von Suli, und in seiner Hand ruhetc 
das Schwert, noch gefärbt mit dem Blute der Feinde. Alle Glok- 
ken läuteten, und der Donner der Kanonen erscholl wetteifernd von 
den Wällen Missolunghis und von den Mauern Anatolikos. Alle 
Straßen, durch welche der Lcichenzug ging, waren mit Lorbeeren 
und Blumen bedeckt, und die alten Träger der heiligen Last wur¬ 
den mit Kränzen und Zweigen überschüttet, als führten sic einen 
Bräutigam zum Altare. 
Der Erzbischof Porphyrios, begleitet von seiner ganzen 
Geistlichkeit, versah das Todtenamt. Unter Gesang und Weih¬ 
rauchduft zogen die Priester vor der Leiche her, an ihrer Spitze 
der würdige Erzbischof. Die Kirche, festlich geschmückt, empfing 
die irdischen Überreste des Helden als heilige Reliquien, und ehe 
der Sarg in die Gruft gesenkt wurde, küßte die ganze Versamm¬ 
lung in feierlicher Stille die Hand und die Stirn des geliebten 
Todten. Der Erzbischof aber goß das heilige £>I über sein Haupt 
in. u
	        
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