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muthige That, und Konstantin mit seinen Sulioten opferte an
diesem Tage 500 Türken den Manen seines Bruders.
Die Leiche des Helden wurde nach Missolunghi getragen. Der
Eparch Konstantin Metaras, mit allen Behörden der Regie¬
rung der Stadt und allen Truppen der Festung, ging dem Trauer¬
zuge entgegen und führte ihn, wie im Triumphe, in die Stadt ein.
Voraus gingen türkische Gefangene in Ketten, dann die Schlacht¬
rosse der erschlagenen Paschas und BeyS, die Saumthicre, beladen
mir Massen und Fahnen, Turbanen und Roßschweifen. Die älte¬
sten Krieger trugen die Bahre auf ihren Schultern, auf welcher der
Held, unbedeckt, in seiner Chlamys ruhte, neben ihm seine Waf¬
fen. 8000 den Feinden abgenommene Ziegen und Schafe schlossen
sich dem Zuge an, gleichsam um an den Hirtenstand des Sulio-
tenhelden zu erinnern, und hinter diesen schleppten noch viele Last¬
thiere und Wagen die Siegesbeute nach.
Das Haus des Eparchen nahm die Leiche des Markos Boz-
zaris auf, und bewahrte sie bis zu ihrer feierlichen Beisetzung.
Eine Ehrenwache, mit langen, schwarzen Flortüchern um die Köpfe,
umgab die Bahre, und in allen Kirchen wurden Seelmessen für
den großen Todten gesungen. Am Tage der Beisetzung wurden die
Thüren des Leichenhauses aufgcthan, und die Vorhalle, in welcher
der offene Sarg des Helden stand, war mit Fahnen und Trophäen
zu einem Tempel des Sieges umgestaltet. Ein Lorbeerkranz umgab
die Stirn des Leonidas von Suli, und in seiner Hand ruhetc
das Schwert, noch gefärbt mit dem Blute der Feinde. Alle Glok-
ken läuteten, und der Donner der Kanonen erscholl wetteifernd von
den Wällen Missolunghis und von den Mauern Anatolikos. Alle
Straßen, durch welche der Lcichenzug ging, waren mit Lorbeeren
und Blumen bedeckt, und die alten Träger der heiligen Last wur¬
den mit Kränzen und Zweigen überschüttet, als führten sic einen
Bräutigam zum Altare.
Der Erzbischof Porphyrios, begleitet von seiner ganzen
Geistlichkeit, versah das Todtenamt. Unter Gesang und Weih¬
rauchduft zogen die Priester vor der Leiche her, an ihrer Spitze
der würdige Erzbischof. Die Kirche, festlich geschmückt, empfing
die irdischen Überreste des Helden als heilige Reliquien, und ehe
der Sarg in die Gruft gesenkt wurde, küßte die ganze Versamm¬
lung in feierlicher Stille die Hand und die Stirn des geliebten
Todten. Der Erzbischof aber goß das heilige £>I über sein Haupt
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