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Vierter Zeitraum.
sophen auf dem Capitol stiftete, und die Schulen, die, seit
Nerva's Regierung, im Zeitalter der Autouiue in
allen größern Städten des römischen Reiches eingerichtet
wurden, in welchen die Kaiser Rhetoren und Philosophen
mir Gehalt anstellten, waren zwar treffliche Anstalten und
Ermunterungen zur allgemeinen Erneuerung der Geistes¬
bildung; auch wurden Rom, Mailand und Massilia
besuchte Hauptsitze der Literatur; dennoch vermochten diese
Kaiser mit allen ihren Anstrengungen nur das plötzliche,
nicht aber das langsame Niedersinken der Wissenschaften
und des Geschmacks zu hindern, das wahrend der innern
und äußern Unruhen seit den Zeiten deö Commodus bis
auf den Consiantin nicht weiter aufgehalten werden
konnte. Die Schulen und Uebcrreste der literarischen Kultur
verfielen unter den Zerstörungen der Perser in Syrien, der
Gothen in Griechenland und der Franken in Gallien; die
römische Sprache, die schon Asin ins Pollio, in Augusts
Zeitalter, durch Solöcismen und durch den Tadel der ersten
Klassiker der Nation zu entstellen gesucht hatte, ward immer
unreiner, und mit vielen ausländischen Wörtern, Redens¬
arten und Wendungen vermischt, und der höhere Werth des
menschlichen Wissens ward durch die ernsthafte Betreibung
der Astrologie und Magie entehrt. — Die griechischen
Schriftsteller, bisher eine Zeitlang von den Römern ver¬
dunkelt, glanzten in dem Arrian, Herodian, Lucian,
Dio Cassius und andern, bei dem Verfalle der eigenen
römischen Literatur, von neuem auf.
276.
G r i e ch i sch e S ch r i ft st e l l e r.
Zwar war D i o n y si u s v o n H a l i k a r u a ß in Carien
(ums I. tz v. C.) hinter seinem Vorgänger und Muster, dem
Polybius, zurückgeblieben; er hatte aber die römische
Geschichte wahrend der 22 Jahre, die er in Rom als Lehrer
der Beredsamkeit verlebte, sorgfältig erforscht, und führte
sie, von ihrem Anfange an, herab bis zum ersten punischen
Kriege (264 v. C.), mit welchem die Darstellung des Poly-