Octavian.
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mit der tribunicischen Gewalt auf zehn Jahre bekleidet, zu¬
gleich ihn aber auch genöthigt hatte, den Germaniens,
seines Bruders Sohn, zu adoptiern, obgleich Tiberius
selbst einen Sohn, den Drusus, besaß. Tiberius stand
nicht ohne Glück, doch nicht mit ähnlichen glanzenden Er¬
folgen, wie sein Bruder, den Teutschen gegen über. Er
drang darauf, von Karnthcn aus, gegen die Marco man¬
nen in Böhmen vor, welche die Römer mit einem Kriege
bedrohten; er ging aber einen Vergleich mit ihnen ein, als
er die Nachricht von einer allgemeinen Empörung der Dal-
matier und Pannonier erhielt, die in Italien einfallen
wollten. Er stellte sich diesen zwar entgegen; doch blieb er
so lange unthätig, bis ihm Germaniens, des Drusus
Sohn, ein neues Heer zuführte, worauf ganz Jllyrien
der römischen Herrschaft unterworfen ward.
216.
Fortsetzung.
Am Rheine, wo Tiberius (von 9 — 7 v. C.) gestan¬
den hatte, folgten ihm Aenobarbus (7 — 2 v. C.) und
Vinicius (2 v. C. bis 2 nach C.) im Oberbefehle, bis ihn
Tiberius (2 — 4 n. C.) selbst wieder übernahm. Nach
ihm folgte (4 — 9 n. C.) Quintilius Varus, ein hab¬
süchtiger, stolzer und unthätiger Mann. In dieser ganzen
Zeit geschahen keine weitern Fortschritte in der Besiegung
der Teutschen, außer daß sich die Römer auch auf dem
rechten Rheinufer durch Kolouieen und Anlegung von
Castellen festzusetzen, und die Teutschen durch die Einfüh¬
rung der römischen Sprache und Gesetze zu romanisiren
suchten. Die Unthatigkeit des Varus benutzte der junge
Fürst der Cher u sk er, H c r m a n n, mit vieler Klugheit
zur Bildung eines Aufstandes der Teutschen gegen die Rö¬
mer. Er veranlaßte'den Varus, in Teutschland weiter vor¬
zudringen, um die von Hermann zum Aufstande gereizten
entfernten teutschen Völkerschaften zu bekriegen, und ward
selbst der Wegweiser des Römers. So führte er ihn in den
Teutoburger Wald in der heutigen Grafschaft Lippe,