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222 Sechster Zeitraum. 
(657 n. C.) das gut befestigte Jerusalem dem Feldherrn 
Abu Obeidah des Khalifen Omar übergeben werden. Die 
Capitulación, welche der Patriarch Sophroniuö mit dem 
arabischen Heerführer abschloß, war billig; denn die Stadt 
hatte sich tapfer vertheidigt, und auch der Islam verehrte 
in Moses und Jesus göttliche Propheten. Die Christen be¬ 
hielten in allen ihren bisherigen Kirchen Freiheit des Gottes¬ 
dienstes; nur durften keine neuen Kirchen gegründet, keine 
Kreuze auf den Kirchen errichtet, und keine Prozessionen ge¬ 
halten werden; außerdem mußten sie den Khalifen als ihren 
Oberherrn anerkennen und die Kopfsteuer entrichten. Omar 
baute hier, nach des Patriarchen Rath, auf dem Berge 
Moria, wo der Erzvater Jakob auf dem Steine geschlafen 
hatte, eine Moschee für die Bekenner des Islams. — 
Wahrend nun in der Folge die abendländischen Christen mit 
dem über Nordafrika, Sicilien und Spanien ausgebreiteten 
Islam kämpften, wanderten christliche und muhamedanische 
Pilger ungestört nach Syrien zu den heiligen Gegenständen 
ihrer Andacht, und Jerusalem war im achten Jahrhun¬ 
dert für die Pilger zweier Religionen der Mittelpunct reli¬ 
giöser Uebungen und des Handels. Karl der Große 
unterstützte die Christen in Syrien mit Almosen, und durch 
seine Unterhandlungen mit dem großen Khalifen Harun 
2l l Raschid erhielten sie bedeutende Begünstigung; auch 
sandte der letztere dem Kaiser des Abendlandes nach Aachen 
die Schlüssel des heiligen Grabes. 
Je tiefer aber in der Folge die Macht des Khalifats zu 
Bagdad sank, und je kühner die Statthalter der Provinzen 
desselben nach Unabhängigkeit strebten; desto mehr ver¬ 
schlimmerte sich auch der Zustand der Christen in Palästina 
und der Pilger nach dem heiligen Lande. Dies war haupt¬ 
sächlich der Fall, als Moez (969) Aegypten und Syrien 
eroberte, und seit dieser Zeit der von Omar mit den Christen 
zu Jerusalem abgeschlossene Vertrag nicht mehr gehalten 
ward. Besonders handelte der ägyptische KhalifHakem 
(seit 1010) gegen die Christen gewaltthätig; sie litten per¬ 
sönliche Kränkungen und Verfolgungen, und mehrere ihrer
	        
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