166 § 41. Griechische Bildung u. Kunst im 5. und 4. Jahrh. v. Chr.
bildung auf uns gekommen ist (Fig. 133). Die Göttin des Friedens
blickt mit mütterlicher Liebe zu dem Plutoskinde hernieder. In
Stellung und Gewandung erinnert sie an die Frauen aus dem Kreise
des Pheidias; aber das menschliche Empfinden, das sich in der
Neigung des Hauptes ausspricht, verrät die neue Zeit, die durch
Praxiteles der Vollendung zugeführt ward. Hatte Pheidias die Götter
erhaben dargestellt, — Praxiteles führte sie auf die Erde hernieder und
brachte sie uns menschlich näher, indem er seinen Figuren anmutigste
Schönheit verlieh und poetischen Zauber über sie ausgoß (vgl.
Fig. 123—130).
In der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts überstrahlte alle
Bildhauer an Ruhm ein peloponnesischer Meister, Lysippos. Er
arbeitete wie Polykleitos in Erz 5 aber auch in anderer Beziehung
knüpfte er an jenen an: das Problem der Stellung erhielt in seinem
Apoxyomenos (Fig. 115) eine neue glänzende Lösung, und durch
veränderte Proportionen stellte er dem alten Kanon einen neuen
gegenüber.