Erster Zeitraum.
10Ö
nen griechischen Helden, es waren die gelungenen Scezüge
der Argonauten, der Zug gegen Theben, vorausgegangen.
Selbst ohne den Raub einer Helena würden Griechenlands
Helden dieser Zeit Abenteuer im Großen begonnen und
bestanden haben, nur wahrscheinlich nach einer andern Rich¬
tung und mit andern Erfolgen. Wie mächtig der Geist der
Griechen in dieser Zeit zu gemeinschaftlichen Abenteuern auf¬
geregt war, bezeugt zugleich der Umstand, daß der Zug
aus Freiwilligen bestand; daß die Heerführer freiwillig
den Atriden, und die Völkerschaften ihren Anführern folgten.
So war Agamemnon nur der Erste unter seines Gleichen,
und an eine militärische Unterordnung und Zucht, wie sie
das Zeitalter der stehenden Heere kennen lernte, damals
nicht zu denken. — Der Erfolg einer solchen gemeinschaft¬
lich begonnenen und siegreich beendigten Unterneh¬
mung mußte in seinen Rückwirkungen auf Kleinasien und
auf das europäische Griechenland gleich bedeutend seyn. —
In Kleinasien zog die Zerstörung Troja's mehrere Verände¬
rungen unter den dort wohnenden Völkerschaften nach sich,
von denen verschiedene ihre Wohnsitze verließen, und theils
andere Stamme verdrängten, theils von andern verdrängt
wurden. Die Trojaner selbst retteten sich, nach der Sage,
unter dem Aeneas nach Latium in Italien. Zugleich ver¬
anlaßte diese griechische Volksunternehmung einen lebhafter»
Verkehr zwischen dem europäischen Griechenlande und Klein¬
asien, und viele politische Erschütterungen in der Heimath
der Sieger.
Die Phrygier waren in Kleinasien schon von ural¬
ten Zeiten her einheimisch, und wahrscheinlich früherhin das
herrschende Volk in diesem Erdstriche. Der Ackerbau
war ihre Hauptbeschäftigung, der von der natürlichen Be¬
schaffenheit ihres Landes, das größtentheils eine große von
mehrern Flüssen bewässerte fruchtbare Ebene bildet, unter¬
stützt ward. Dabei trieben sie Vieh-, besonders Schaf¬
zucht, weil die Wolle hier von einer seltenen Güte war.
In altern Zeiten hatten die Phrygier ihre eigene Könige,
unter denen Gordius der Erste durch den gordischen