Erster Zeitraum.
eröffnet sich jn Afrika, wo uns nur Karthago, als phö-
nicische Kolonie, an asiatische Verfassung und Sitte wieder
erinnert.
Das alte Afrika, wenn es gleich wahrscheinlich von
den Phöniciern ganz umschifft ward, war doch blos nach
seinem nördlichen Theile den Völkern des Alterthums
genau bekannt. Jn diesem nördlichen Theile waren aber wie¬
der die Küstenländer, namentlich Aegypten und Kar¬
thago, die beiden wichtigen Staaken, welche die Aufmerk¬
samkeit des Geschichtsforschers vor allen auf sich ziehen.
Afrika selbst ist, durch seine Lage und Gestalt, durch
seine Erzeugnisse und Menschenstamme wesentlich von Asien
verschieden. Bis an seine erste Bevölkerung hinauf reicht kein
Denkmal und keine Nachricht der Geschichte; eben so wenig
kann es bestimmt entschieden werden, ob nicht Aegyp¬
ten gleich alt, und vielleicht noch älter ist, als alle
asiatische Staaten und Reiche des frühesten Alterthums.
Denn sobald über diese Gegenden das erste Licht der Ge¬
schichte aufgehet, das aber immer ein Halbdunkel bleibt;
sobald findet sich hier bereits ein Menschenstamm, dem keine
Aehnlichkcit mit irgend einem asiatischen Volke, weder in
Hinsicht auf körperliche Beschaffenheit, noch auf sinnliche,
geistige und sittliche Entwickelung, zukommt. Wer vermag
cs übrigens zu bestimmen, wie lange vor allen alten
Nachrichten der Geschichte die äthiopischen Nomaden,
gleichzeitig mit den Nomaden des mittlern Asiens, ihr ein¬
förmiges Leben geführt haben mögen, bis endlich eine ge¬
schichtliche Kunde von ihnen möglich ward!
Schon in physischer Hinsicht bietet uns Afrika ganz
andere Ansichten, als Asien, dar. Asien gehört, seiner geo¬
graphischen Lage nach, größtentheils zur gemäßigten Zone;
Afrika liegt beinahe ganz in der heißen. Asien ist durch¬
schnitten von vielen großen wasserreichen Strömen, die eben
so die Fruchtbarkeit des Bodens, wie das nähere Zusam¬
mentreten in gesellschaftliche Verhältnisse und den Handels¬
verkehr befördern; Afrika hat in der ganzen Nordhälfte
nur zwei große Ströme, den Nil und den Niger.