Karthago. 
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Ende des achtzehnten Jahrhunderts, eine französische Flotte 
sein Gestade; und neue Ansichten der ägyptischen Vorwelt 
sind für jetzt das Hauptergebniß einer Unternehmung, die 
man wieder aufgeben mußte, um Frankreich selbst im euro¬ 
päischen Staatensysteme zu retten. Franzosen und Britten 
kämpften noch eine Zeitlang um Aegyptens Besitz; dann 
ward es seinem alten Oberherrn zurückgegeben, der es nicht 
einmal gegen anfrührische Truppenmassen zu behaupten 
vermochte, und wo nun ein kühner Statthalter fast unab¬ 
hängig von Konstantinopel herrscht, und nicht ohne Umsicht 
für die Kultur und den Wohlstand des reichen Nilthals 
sorgt! — An welchen unsichtbaren Faden hangt das Schick¬ 
sal der Völker; und welch eine Reihe von Veränderungen 
bestand Aegypten feit Psammetichus bis auf Bo¬ 
naparte, in welche cs zunächst durch seine geographische 
Lage und durch den Völkerdrang in seiner Nahe gebracht 
ward! Wer vermag es, die große Hieroglyphe dieses 
Schicksals zu entziffern, die ernster und bedeutender zu uns 
spricht, als die unerklarbare Hieroglyphenschrift ägyptischer 
Pyramiden! 
62. 
Karthago. 
Wir nähern uns einem afrikanischen Staate, welchen 
zwar der große Schlag nicht traf, der, am Ende des ersten 
Zeitraumes, von Persien aus Mittelasien, Vorder- 
asien und Aegypten erschütterte, der aber von Eu¬ 
ropa aus aufgelöset ward; — dem blühenden und durch 
Handel mächtigen Karthago. Die Kultur und Verfas¬ 
sung dieser Stadt — denn auf diese Stadt blieb zunächst 
das Daseyn des karthagischen Staates eingeschränkt — 
war eine asiatische Pflanze auf afrikanischem 
Boden, die zwar ihren ursprünglich phönicischen Anstrich 
nicht verlaugnen konnte, die aber nach afrikanischen örtlichen 
Verhältnissen ihre Blüthe und Reife erhalten hatte. 
Das mächtige Karthago, das ungefähr 878 Jahre 
vor Christo erbaut, und 146 Jahre vor Christo zerstört ward.
	        
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