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Einleitn n g.
Britten auf den Meeren, den Untergang der tausendjährigen
Verfassung Teutschlands und die Verjüngung desselben zu
einer neuen politischen Gestalt, mit lebendigen Farben schil¬
dert. Bald zeigt sie uns am Indus, am Euphrat, am
Nil emporstrebende Reiche, die nach einer kurzen Blüthe
umgebildet, und die Beute kühner Welteroberer wurden;
bald führt sie uns an die Küstenlande der Phönicier, wo
der erste Welthandel aufdämmerte, der aber nach einigen
Jahrhunderten auf das für den Völkerverkehr glücklicher
gelegene Karthago vererbte; bald vergegenwärtigt sie uns
in den einzelnen Staaten Griechenlands den Aufschwung
der Menschheit zu freien Staatsverfassungen und zur ersten
Reife der Künste und Wissenschaften, die so reich,
groß und herrlich war, daß die jünger» europäischen Vol¬
ker, bereits während ihrer Heldenzeit im Mittelalter, durch
sie geistig cntwildert, und später, vermittelst der Wieder¬
herstellung und weitern Fortbildung der Künste und Wissen¬
schaften, zu einem bessern menschlichen und bürgerlichen
Daseyn geführt wurden; bald erinnert sie uns in der Ge¬
schichte Roms daran, daß selbst eine riesenartige Welt¬
herrschaft dem Andränge der Zeit erliegt, weil beim Unter¬
gänge der bürgerlichen Freiheit und beim Verfalle der Sit¬
ten und der Sittlichkeit die größten Reiche nothwendig ver¬
alten und untergehen; bald lehrt sie uns, wie der göttliche
Weise von Nazareth einen erhabenen Glauben und
eine reine Tugend für alle kommende Jahrhunderte begrün¬
dete, wie er durch sie alle Kräfte unsers Geistes umschloß,
und alle edlere Bedürfnisse desselben befriedigte; bald führt
sie uns in die Mitte der kraftvollen teutschen Stämme,
durch welche, seit dem Zeitalter der Völkerwanderung, die
Gestalt des Westen von Europa sich ganz veränderte; bald
zeigt sie uns in den Sandsteppen Arabiens die ersten Keime
eines neuen Glaubens und einer neuen Weltherrschaft, die
ihren Wohnsitz in Bagdad stiftete und drei Erdtheile erschüt¬
terte, wahrend anderthalbhundert Jahre später Karl der
Große ein neues Band um die meisten, seit der Völker¬
wanderung über die Trümmern des römischen Westreichs
verbreiteten, teutschen Stamme schlang, und drittehalb-