Erster Zeitraum.
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Eigentlich waren die Lacedamonier die Bewohner des
Landes, welche, als die Einwohner der Stadt Sparta,
die am Eurotas lag, ihre Macht ausbreiteten, ihre Unab¬
hängigkeit verloren, und Unterthanen der Bürger der nun¬
mehrigen Hauptstadt wurden. Ursprünglich war in Sparta
eine königliche Regierung, die man bis auf den mythischen
König Eurotas zurück führte. Der letzte seines Stammes
ward von den Herakliden vertrieben. Dem Aristo¬
de m u s, einem der Anführer der Herakliden, war Sparta
zugefallen; allein er starb, bevor die völlige Eroberung be¬
endigt war. Seine Söhne, P r o k l e s und E u r y st h e n e s,
übernahmen nun die gemeinschaftliche Regierung,
und sie und ihre Nachkommen führten den königlichen Titel
mit Zustimmung des Orakels von Delphi. Die Abkömm¬
linge des Eurysthenes wurden, nach seinem Sohne Agis,
Ägiden, die Abkömmlinge des Prokles von seinem Enkel
Eu ry ti o n, Eu ry ti o n i d en genannt. Zwischen den Re¬
genten beider Linien herrschte Eifersucht und Uneinigkeit,
wodurch das Volk eine Uebermacht erhielt, die beinahe in
völlige Anarchie ausgeartet war, als Lykurg die Vormund-
schast für seinen Neffen, den jungen König Charilaus,
aus der Familie der Eurytioniden, übernahm.
Lykurg, im Geiste seiner Zeit betrachtet, konnte, bei
den anarchischen Verhältnissen seines Volkes, wenn Sparta
neu gestaltet werden sollte, nicht ohne eine gewisse Strenge
sich ankündigen. Er trat als Gesetzgeber auf, und gab
dem sinkenden Staate neues Leben und neue Kraft. Man
würde aber in der Würdigung dessen, was er that, zu
weit gehen, wenn man vergessen wollte, daß vieles von
dem, was er anordnete, schon früherhin bei den Doriern
galt, und durch ihn neue gesetzliche Kraft erhielt. Auch
ward vieles von dem, was fp ä t.e r n U r sp r u n g s war,
ihm ebenfalls beigelegt. Ob er Manches in seinen Anord¬
nungen und Einrichtungen aus der im Alterthume hoch ge¬
feierten Gesetzgebung des Minos in Kreta entlehnt habe,
laßt schon deshalb schwer sich bestimmen, weil die Kreten-
ser gleichfalls dorischer Abkunft waren.