Zweiter Zeitraum.
Es kam aber dem stürmenden Eroberer, der blos mit Siegen
und Tributen, und mit der Zurücklassung von Feldherren
und Truppen in den eroberten Landern sich begnügte, der
Gedanke nicht bei, diese Eroberungen durch Gesetzgebung,
innere feste Gestaltung und religiösen Kultus zu einem in
sich zusammenhangenden Ganzen zu vereinigen. Er wollte
vielmehr seine Siege noch weiter nach Norden tragen und
die durch den Karavanenhandel bereicherten Nomadenvöl-
kcr in den mittelasialischen Steppen bekriegen, als er gegen
diese unterlag. Die Sage nennt eine Königin der Massa-
geten Tomyris als seine Siegerin.
So wenig nun auch an sich ein bloßer Eroberer An¬
spruch auf w e l t g e sch i ch t l i eh e Wichtigkeit bat; so groß
waren doch die Folgen dieser Eroberung für Asien, und für
die Entwickelung des menschlichen Gefchlechts in dem ganzen
folgenden Zeiträume. Nicht nur, daß die rohen Perser
selbst, wie alle erobernde Völker der Vorzeit, unter dem
Einflüsse der Sitten ihrer Besiegten verweichlichten, ob sie
gleich immer, dem Range nach, der erste Volksstamm
wahrend der ganzen persischen Herrschaft blieben; die übr'gen
asiatischen Völker lernten sich, seit dieser Eroberung, unter
einander selbst naher kennen; der Handelsverkehr ward nach
dem ersten, bald vorübergehenden, kriegerischen Sturme
zwischen ihnen wiederhergestellt, erweitert und vermehrt;
das Reich erhielt schon unter dem Darius, wegen der sichern
Erhebung der Tribute, se'ne Emtheilung in Satrapieen
(Statthalterschaften); auch ward durch tve Versuche der
Perser, ihre Siege nach Europa überzutragen, von dorther
der große Schlag vorbereitet, der unter dem macedcn'scheu
Alerandcr das srühze r g entkräftete persische Re'ch traf, und
die Griechen, und m't d'esen ein neues, frisches Lcbeu nach
Asien brachte. Durch alle die mit diesen Vorgängen zusam¬
menhangenden Veränderungen ward zugleich der gegenseitige
freie Umtausch von Erzeugnissen und Begriffen erleichtert,
und Kunstfleiß, Völrerverbindung, und selbst der Anbau der
Wissenschaften befördert und erhöht.