ter der Völker in aller eigenthümlicher Lebendigkeit und 
Kraft sich ankündigte, und durch rastloses Fortschreiten zum 
großen Ziele des menschlichen und bürgerlichen Daseyns 
erstarkte. Auf diese Bedingungen des innern Lebens wirkt 
aber allerdings die örtliche Lage und das gesammte äußere 
Leben der Staaten mächtig ein. Staaten, die in der 
Mitte eines Erdtheils liegen, sind von der Natur weniger 
zum Welthandel bestimmt, als die, welche eine ausge¬ 
dehnte Meeresküste beherrschen. Da, wo die Natur große 
Sandsteppen schuf, wo keine wasserreichen Ströme die von 
der Sonne ausgebrannten Ebenen durchschneiden, wo mäch¬ 
tige Gebirgsketten den Boden bedecken, kann der Acker¬ 
bau nicht gedeihen, und ohne Ackerbau wird kein Volk an 
den Boden gefesselt, den es bewohnt; ohne näheres Zusam¬ 
menleben im Staate werden die Erzeugnisse des Bodens 
nicht durch die Thätigkeit des Gewerbssteißes veredelt; ohne 
höher» Gewerbssteiß bleibt der Land - und Seehandel in der 
Kindheit. Nicht minder ist in vielen Fällen das Schicksal 
der Staaten von ihren Nachbarstaaten abhängig. 
Kleine, an Macht und innerer Kraft einander gleiche, Staa¬ 
ten können Jahrhunderte hindurch friedlich ucben einander 
wohnen. Denn wenn sie sich ja bekriegen; so gelingt es selten 
dem einen, das ganze politische Daseyn des andern zu 
bedrohen. Wenn aber die kleinern Staaten in der Nachbar¬ 
schaft erobernder R e i ch e gelegen sind; so können wohl 
zufällige Umstände ihre Unterjochung eine Zeitlang aufhalten; 
allein später werden sie doch von dem eroberungslustigen Nach¬ 
bar entweder bei einem dürftigen Schatten von Selbststän¬ 
digkeit zinsbar gemacht, oder dem mächtigen Raubstaate 
selbst einverleibt, bis zuletzt auch der kleinere Räuber 
von dem größer» verschlungen wird. An dieser einfachen 
Erfahrung läuft die Geschichte des gesummten Alterthums 
fort, bis endlich im politischen Raubsysteme des römischen 
Weltreichs alle früher bestandene gesittete Staatsformen 
untergingen. 
Neben diesen, das Rechtsgefühl mächtig empörenden, 
Erscheinungen, gehört es aber zum Troste und zur Beruht-
	        
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