100 
Gute Dienst- Herrschaften. 
theil daran. Sie machten ihnen von Zeit zu Zeit Ge. 
schenke, und belehrten sie freundlich, wie sie ihr erwor¬ 
benes Gut anwenden könnten. Noch mehr aber wirkte daS 
persönliche Beyspiel der Eingezogenheit der edeln Herrschaft. 
Gute Dienstboten. 
463. 
§in Plantagen.Besitzer auf der Westindischen Insel St. 
Domingo (Hayti) harte einen Negersklaven, Namens 
Ludwig Desrouleaur(Derulob), der schon seit langer 
Zeit Ascine Freyheit suchte, und sie auch wirklich durch 
seine Dienste verdiente. Sein Herr harre sie ihm schon 
mehr als einmal versprochen; aber der treue und arbeit, 
same Sklave war ihm zu nothwendig; und der Neger, 
der seine Hoffnung stets vereitelt sahe, entschloß sich 
nun, etwas zu sammeln, womit er sich loskaufen könnte. 
In den Westindischen Pflanzungen überläßt man den Ne¬ 
gern einiges Land/ zu dessen Anbau ihnen täglich zwey 
Stunden bewilligt werden, in welcher Zeit sie sich ihren 
ganzen Unterhalt verdienen müssen. Desrouleauv nützte 
diesen kümmerlichen Vortheil, und durch seinen unermü. 
deten Fleiß gelang cs chm, sich nebst seinem Unterhalte 
auch noch etwas Geld zu verdienen. Nachdem er die Ket¬ 
ten schon 12 Jahre getragen hatte, siel er eines Tages 
seinem Herrn, der ein Franzose war, zu Füßen. ,,Herr!" 
— rief er, — und eine helle Thräne glänzte in seinem 
Auge, — „Herr! ich habe Dir 12 Jahre gedient; ich 
weiß wvhl, die Vorsehung hat mein Leben und meine 
Freyheit in Deine Hand gegeben; aber sprich, oh ich in 
diesen 12 Jahren Deinen Zorn verdient habe?" — ..Du 
bist mein gurer Ludwig" — sagte dieser, — und ließ 
ihm ein Glas Rum reichen. — „Ach, so nimm mir diese
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.