Full text: Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung

396 
II. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 
Hier, wo eine fast lautlose Rührigkeit herrscht und ein Biertel der ganzen 
Arbeiterzahl beschäftigt ist, wird jede Feder mit einer Zange oder mit der 
bloßen Hand gefaßt und durch ein fast nur augenblickliches Anhalten an 
die Schleifscheibe der obere Teil des Schnabels etwas abgeschliffen. Bon 
dem Schleifen hängt die Güte der Feder hauptsächlich ab. Es hat den¬ 
selben Zweck, welchen das Abschaben des Gänsekiels an der Stelle hatte, 
wo der Schnabel hinkommen sollte. 
Die letzte Arbeit ist die Herstellung des Mittelspaltes im 
Schnabel, welcher ebenfalls durch eine kleine Maschine bewirkt wird. Die 
Hauptaufgabe der Arbeiterin ist hier, darauf zu achten, daß jede Feder 
ganz genau auf die richtige Stelle aufgelegt wird, wofür übrigens am 
Instrumente Vorrichtungen angebracht sind. Der Spaltschnitt, sowie die 
etwa früher schon erzeugten Seitenschlitze sind eigentlich Scherenschnitte. Wo 
nämlich ein Spalt entstehen soll, fällt der Unterstempel senkrecht ab und 
bildet eine Kante; auf diese Kante kommt der Federschnabel so zu liegen, 
daß die Hälfte desselben darüber hinausragt. Indem nun der Oberstempel 
an dieser Seite niedergeht und sich mit einer eben solchen Kante an der 
unteren dicht vorbeischiebt, wird dadurch das Zwischenliegende mit einem 
glatten Schnitt getrennt. 
Damit ist die Feder eigentlich fertig; sie wird aber meistens noch 
wieder poliert um ihr den letzten Schliff zu geben. Dies geschieht ent¬ 
weder in Hohlcylindern, welche 50 000 Stück mit einmal aufnehmen und 
die durch eine Kurbel in eine eigenartige Drehung versetzt werden, so daß die 
Federn in eine stark schüttelnde Bewegung kommen und sich aneinander und 
an den Innenwänden abschleifen, oder man benutzt umlaufende Trommeln 
dazu, welche mit Sägespänen gefüllt sind. 
Nun findet das Sortieren und Verpacken der Federn statt, um in 
den Handel gebracht zu werden. Vor 40 Jahren kostete ein Gros Federn 
noch 8 Schilling (8 Ji); jetzt kann man das Gros schon für 50 Pfennige 
kaufen. Gleichwohl wird noch immer an dem Artikel guter Gewinn ge¬ 
macht und die Arbeiter sind nicht schlecht bezahlt. Der Verdienst beträgt 
je nach der Geschicklichkeit der Arbeiterinnen 5, 7, 12 und 18 Jb> wöchentlich. 
Spamer, Buch der Erfindungen 
169. Die Steinkohlen. 
Vor vielen Tausenden von Jahren hat eine wenn auch nur teilweise 
Umgestaltung der Erdoberfläche stattgefunden, als deren Hinterlassenschaft 
die — Steinkohlen auf uns gekommen sind. Wir sind die glücklichen 
Erben dieser unermeßlichen Hinterlassenschaft, obgleich eine ungeheuer lange 
Zeit verging, ehe der Mensch auf die Erde kam, um diese beglückende 
Erbschaft anzutreten und ehe er sie wirklich antrat. Die alten Römer 
scheinen sie noch nicht gekannt zu haben und also erst sehr späte Geschlechter 
der Menschen begannen, diesen Schatz zu heben. 
Wem fällt bei dem Gedanken an die Steinkohlen nicht die ungeheure 
Industrie Großbritanniens, Belgiens und auch Deutschlands ein? Wer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.