Full text: Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung

II. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt. 
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b) er muß ohne Explosionsgefahr sein und deshalb keiner Bau¬ 
erlaubnis bedürfen; 
e) er muß sich schnell aufstellen und auseinander nehmen lassen; man 
muß mit ihm „ziehen" können; 
ä) er muß keine Belästigung für die Umgebung mit sich führen, sei es 
durch Geräusch, Geruch oder fliegende Schmutzteile; 
6) er muß keiner besonderen Wartung bedürfen; 
f) er muß möglichst billig arbeiten. 
Daß die Dampfmaschinen sich am wenigsten dieser Eigenschaften rüh¬ 
men können, ist bekannt; aber bei den jetzt wirklich in Betracht kommen¬ 
den Kleinmotoren sind dieselben fast alle oder doch in der Mehrzahl zu 
finden. Deshalb haben sie auch in den letzten 20 Jahren eine so rasche 
und zahlreiche Verbreitung gefunden, daß ein ganz neuer Zweig des Ma¬ 
schinenbaues durch sie ins Leben gerufen worden ist. Diese Kleinmotoren 
werden in den verschiedensten Größen hergestellt, abwärts von 1—Vio/ 
aufsteigend von 1—10, ja bis zu 20 und 40 Pferdekraft, daß sie schon 
die Dampfmaschine aus mancher Stellung verdrängen und ihre Alleinherr¬ 
schaft beschränken. Die Zuckerfabrik Elsdorf bei Köln hat sogar zwei Stück 
60pferdiger Gasmaschinen (System Otto's neuer Motor), und ihre eigene kleine 
Gasanstalt, in welcher sich der Preis des selbst angefertigten Gases pro 
Kubikmeter auf 4—5 Pfg. stellen soll. Soviel hat schon jetzt sich her¬ 
ausgestellt, daß je nach der Art des Betriebes und des lokalen Gaspreises 
eine Gaskraftmaschine von 10—12 Pferdekraft dem Dampfmafchinenbetriebe 
vorzuziehen ist. Die Druckerei der Kölnischen Zeitung, welche bisher mit 
einer 60pferdigen Dampfmaschine arbeitete, hat anstatt ihrer jetzt 6 Stück 
lOpferdige Gasmotoren; bei dieser Art der Anlage kann jeder Saal für 
sich selbständig arbeiten, die großen, oft unbequemen Dampfanlagen können 
in bequeme kleinere Abteilungen zerlegt werden, was für manchen Betrieb 
von großer Wichtigkeit ist. 
Bei den Maschinen sprechen wir immer von Pferdekraft; es ist wohl 
nützlich, darauf etwas näher einzugehen. 
Was ist eine Pferdekraft? 
Arbeitsmaschinen wie Drehbänke, Mahlgänge, Kreissägen, Webstühle, Bohr-, 
Hobel- und Fräsmaschinen beanspruchen, wie jedermann weiß, zu ihrem Betriebe 
eine gewisse Kraft. Da diese aber sehr verschieden ist, so ist es nöttg, ein Maß zu 
haben, um dieselben messen zu können. Dieses Maß hat die Bezeichnung „Pferde- 
fräst" erhalten. Pferdekrast ist ein eben so genauer, fester Begriff, um das Maß 
einer beanspruchten Kraft zu bezeichnen, wie z. B. Sekunde für Zeit, Kilo für 
Gewicht oder Meter für Länge und Entfernung. 
Eine Pferdekraft ist = 75 Kilogramm — Meter, d. h. ein Gewicht von 75 kg wird 
in 1 Sekunde genau 1 m hoch gehoben oder ein Gewicht von 1 kg in 1 Sekunde 
75 in; die Zeiteinheit ist stets eine Sekunde. 
Gn Motor von 10 Pferdekraft muß demgemäß die Kraft besitzen in 1 Sekunde 
10.75 = 750 kg genau 1 m hoch zu heben oder eine Arbeitsmaschine, welche 
10 Pferdekraft beansprucht, müßte durch ein Gewicht von 10.75 kg — 750 kg, 
welches im Fall begriffen, pro Sekunde genau 1 in als Weg zurücklegt, betrieben 
werden. Ist der zurückgelegte Weg größer, so wird das Gewicht kleiner; der Motor 
hebt in 1 Sek. 75 kg 10 m oder 25 kg 30 m oder 10 kg. 75 m hoch; ebenso 
30*
	        
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