Die Reformation.
III
3. Die Reformation.
1. Luthers Jugend. Martin Luther, eines Bergmanns Sohn, wurde
am 10. November (am Martinstage) in Eisleben geboren. Bald darauf
zog die Familie nach Mansfeld, wo die Bergwerke reichlich Arbeitsgelegen-
heit boten. Hier wuchs Martin in dürftigen Verhältnissen auf und wurde iu
Haus und Schule streng erzogen. „Die Mutter", erzählte er später, „hat all
ihr Holz auf dem Rücken eingetragen, damit sie uns Kinder erziehen könnte.
Meine Eltern haben es sich lassen blutsauer werden." Als Schüler der Latein-
schule in Eisenach mit Not und Entbehrung kämpfend — er mußte durch
Singen vor den Bürgerhäusern sein Brot verdienen — fand er an Ursula
Cotta, der Frau eines Kaufmanns, die ihn an ihren Tisch nahm, eine edle
Gönnerin. Auf der Universität Erfurt studierte er nach dem Wunsche seines
Baters die Rechte. Aber immer wieder beschäftigte ihn die Frage: „Wie ge¬
winne ich einen gnädigen Gott?" Die Angst um seiner Seele Seligkeit trieb
ihn, nachdem er durch den plötzlichen Tod eines vertrauten Freundes an sein
Ende gemahnt war, in das dortige Augustinerkloster, wo er in Bußübungen
und im Studium der Bibel und der Kirchenväter seine innere Ruhe suchte,
bis er sie in der Überzeugung von der Rechtfertigung durch den Glauben fand.
Auf die Empfehlung seines wohlwollenden Ordensvorgesetzten Staupitz wurde
Luther 1508 an die von dem Kurfürsteil Friedrich dem Weisen gegründete
Universität Wittenberg berufen und hatte bald als Professor der Theologie
und Prediger eine angesehene Stellung.
2. Luthers erstes Auftreten. Der prachtliebende Papst Leo X. schrieb,
um zum Ausbau der Peterskirche Geld zu bekommen, einen Ablaß eins, den
in Norddeutschland der Dominikaner Tetzel im Austrage des Erzbischoss von
Mainz verkaufte und iu bedenklicher Weise anpries. Dagegen wandte sich
Luther in 95 lateinisch geschriebenen Thesen (Sätzen), die er am 31. Ok¬
tober 1517 an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg heftete, wodurch
er nach der Sitte der damaligen Zeit zu einer öffentlichen Disputation auf-
forderte. Die Kunde von dieser Tat verbreitete sich durch die Buchdruckerkunst
mit großer Schnelligkeit. Luther wurde vom Papst zur Verantwortung nach
Rom geladen; aber auf die Verwendung seines Kurfürsten durfte er, statt nach
Rom zu reisen, in Augsburg mit dem Kardinal Eajetanns verhandeln. Dieser
konnte ihn nicht zur Zurücknahme seiner Thesen bewegen. Dem päpstlichen
Kammerherrn Miltitz versprach er in Altenburg, um des Friedens willen
zu schweigen, wenn seine Gegner das gleiche täten. Als aber der gelehrte
Dr. Eck, Professor in Ingolstadt, gegen ihn aufgetreten war, bestritt er in
öffentlicher Disputation zu Leipzig 1.519 das göttliche Recht des Papsttums.
Der Papst erließ nun gegen Luther eine Bulle, die ihn mit dem Banne be-
drohte, wenn er nicht binnen kurzem widerriefe. Luthers Antwort war die, daß
er die Bulle 1520 vor dem Stadttore zu Wittenberg öffentlich verbrannte und
sich damit endgültig vom Papste lossagte. Seine Schriften (z. B. „An den christ-
lichen Adel deutscher Nation, von des christlichen Standes Besserung", „Sermon
von der Freiheit eines Christenmenschen") wurden in Schloß und Hütte eifrig
gelesen und von seinen Gegnern mit nicht geringerem Eifer verbrannt.