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II. Von der Viehzucht.
zu teuer ist; ebenso liefert er ein vorzügliches Futter für Jungvieh und
Bullen. Frischer Hafer wirkt manchmal schädlͤch; es ist darum besser,
ihn erst einige Wochen ablagern zu lassen.
Ist Hafer ein Kraftfutter, so ist die Gerste mehr ein Mast—
futter. Sie ist das gesundeste Futter für Schweine; für Ferkel läßt man
die Körner häufig ganz, während man sie sonst quetscht oder schrotet.
Der Roggen findet als Viehfutter weniger Verwendung; er
kommt ja besonders für die menschliche Ernährung in Frage. Bei sehr
billigem Preise läßt er sich wohl an Rindvieh und auch an Pferbe
verfüttern. Dasselbe gilt vom Weizen; auch er ist für gewöhnlich
als Futter zu teuer.
Anders steht es mit dem Mais. Bei nicht zu hohen Preisen
giebt er ein ganz empfehlenswertes Futter. Seine Zusammensetzung
ist der des Hafers gleich; trotzdem ist er aber mehr Mast- als Kraft—
mittel. Er kann deshalb auch niemals z. B. bei der Pferdefütterung
den Hafer verdrängen; bei teueren Haferpreisen kann man allerdings
einen Teil der Haferration durch Mais ersetzen. Der muß aber ge—
quetscht werden. Im übrigen dient Maisschrot zur Mästung der Rinder
und Schweine und auch wohl der Schafe.
Im allgemeinen sind die Halmfruchtkörner ein gesundes und be—
kömmliches Futter; sie eignen sich aber nicht recht dazu, eine arme
Futterration stark mit Eiweiß zu bereichern. Dazu sind die Hülsen—
früchte viel brauchbarer. Sie sind vorwiegend Mastfutter.
Die Erbsen bilden ein recht gutes Futter für Mastschweine; aber
auch stark arbeitenden Pferden kann man täglich einige Pfund reichen.
Milchkühen giebt man nicht gern mehr als 2 Pfund pro Kopf. Die
Bohnen haben eine ganz ähnliche Wirkung. Schwere Arbeitspferde
sind für die Beigabe einiger Pfund zur fäglichen Futterration sehr
dankbar. Wie die Erbsen sind sie ein gutes Mast futler, der Milch—
erzeugung dienen sie aber nicht so gut. So sind auch Wicken nur
Mastmittel. Zuchttieren und tragenden Tieren soll man sie nicht reichen,
ebensowenig Milchkühen, weil die Milchmenge sonst zurückgeht.
Die Lupinen finden leider nur beschränkte Anwendung, so sehr
ihr hoher Eiweißgehalt sie zur Beifütterung empfiehlt. Einmal schmecken
sie bitter. Deshalb haben die meisten Tiere, mit Ausnahme vielleicht
der Schafe, einen Widerwillen gegen sie. Sodann kann ihre Fütterung
wegen eines zuweilen vorkommenden Giftstoffes sehr gefährlich werden.
Die Tiere erkranken an Gelbsucht und gehen zu Grunde. Deshalb
pflegt man die Lupinen nur in entbittertem Zustande zu füttern. Sie
werden ausgelaugt und mit verschiedenen Mitteln behandelt, so daß
ihr Bitter- und Giftstoff zerstört und entfernt wird. Aber dieses Ver—
fahren ist meist noch umständlich und kostspielig. Mit den entbitterten
Körnern hat man allerdings recht gute Erfahrungen gemacht.
Leinsamen gilt als vorzügliches Milchfutter; auch dem Jungvieh
reicht man ihn gern, weil er reich an leicht verdaulichem Eiweiß und Fett
ist. Er ist auch ein äußerst gesundes Futtermittel. Den Buchweizen
giebt man eigentlich nur als Mastmittel den Rindern und Schweinen.