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Johannes wird oft als der Apostel der Liebe bezeichnet. Als er
schon alt und schwach war, in die Versammlung der Christen zu gehen,
ließ er sich von zwei Jünglingen hintragen. Ja, als auch die Zunge
versagte, zu der Gemeinde viel zu reden, wiederholte er immer nur
die Worte: „Kindlein, liebet euch untereinander!" Er sagte selbst,
daß er dies Eine immer wiederhole, weil dies das Gebot des Herrn
sei, und weil genug geschehe, wenn nur dies Eine geschehe.
Eine Begebenheit aus seinem Leben, die auch in unserm Lesebuche
geschildert wird, zeigt uns, wie er selbst die Nächstenliebe auffaßt.
Vorlesen: Der gerettete Jüngling von Herder.
Für uns folgt daraus, daß wir nicht zusehen sollen, wenn ein
Nächster in Not sich befindet, sondern, daß sich unsere Liebe auch
thätig erweise. So ermahnt der alte Tobias: „Was du nicht willst,
das man dir thue, das thu' einem andern auch nicht!"
Unsere christliche Religion ist die Religion der Liebe;
darum singt auch der fromme Dichter Wilhelm Hey:
„O Christentum, du schönes Liebesband,
Das alle Welt umschließt,
Du Lebenswort, das uns von Land zu Land
Wie Bruderwonne gnißt!
Wie warm und treu umfassen
In dir die Herzen sich,
Und keiner steht verlassen,
Und keiner weint für sich!"
So wollen wir zum Schluß noch mit Gellert beten:
„Gieb mir, o Gott, ein Herz,
Das jeden Menschen liebet,
Bei seinem Wohl sich freut,
Bei seiner Not betnibet;
Ein Herz, das Eigennutz
Und Neid und Härte flieht,
Und sich um andrer Glück, "Z
Wie um sein Glück bemüht!"
5. Die Liebe Jesu zu den Menschen.
Ziel: Worin zeigt sich die Liebe Jesu zu dem Nächsten?
Analyse: Weswegen konnte Jesus die Menschen erlösen? Was
muß er also gehalten haben? Mit wem hat er in innigster Gemein¬
schaft gelebt? Worin zeigt sich diese Gottesgemeinschaft Jesu auf Erden?