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schlagen. Nie war kriegerischer Bigendünkel lächerlicher, und nie wurde er
bestraft!
Es war am 5. November, bei dem Dorfé Robbaceh in Sachsen, etwa
ei Mellen von Lutzen, wo im Dreibigjährigen Kriege der Sehwedenkönig
Gustav Adolf gefallen war. Die mit den Reiehstruppen verbundenen Pran-
zosen stellton eine Armee von 60000 Mann dar, die Preuben waren nur
22000 Mann stark. Der König lockte die Eranzosen dureh eine rüekgängige
Bewegung aus lhrer vorteilhaften Stellung, Sie glaubten, er suche sieh aus
ĩhren Handen zu retten, und bemühten sieb daher, hm in den Rucken zu
kommen. Eriedrich, der sich wieder gelagert hatte, san den Bewegungen der
Eeinde gelassen zu; da es Mittag geworden, waren die Soldaten mit ihren
Mahlzeiten beschäftigt. Die Franzosen, die dies aus der Ferne sahen, trauten
kaum ihren Sinnen; sie hielten es für dumpfe Verzweiflung, in der man selbst
auf alle Verteidigung Verzieht leistet. Erst um 2 Uhr nachmittags brachen
die Preuben ihre Zelte ab und setzten sich in Marseh, wobei der Gene'al
Seydlitæ mit der Reiteèrei voranzog. Dieser grobe General umging, gedeckt
von einigen Hugeln, in Eile den reehten FHlügel der Eranzosen, brach dann
mit seinen Reitern auf einmal hervor und stürzgte wie ein Donnerwetter auf
den siegesgewissen FPeind los. noch ehe dieser Zeit hatte, sieb zum Sehlagen
auf⸗ustellen. Die leiehte preubische Reiterei griff dié beruhmte französisohe
sehwere Kavallerie an warf sie im ersten Ansturm über den Haufen. Es
waren bei der französischen Armee auch zwei österreichische Reiterregimenter;
diese versuehten einige Augenblicke, ihre Stellung zu halten, aber vergebens;
sie wurden ebenso wie die von Soubise vorgeschiekte Nachhut zuruekgeworfen.
UInterdes ruckte die vorher so rubig gebliebene preubische Infanterie plötzlieh
in Schlachtordnung an, und zugleich wurds auf die französische ein entsetz
liches Kanonenfeuer eröffnet. Der rechte Flügel der Feinde stürzte sieh in
der Verwirrung auf den eignen linken Flügel, der nun einen in höchste
Inordnung geratenen ungebeuren e eeen darstellte· Aut diesen
warfen sieb nun einige preubische Reiterregimenter und richteten ein entsetæ
liches Blutbad an. Die Hueht war allgemein. Die Franzosen sowohl wie die
Reichssoldaten entledigten sich ihrer Gewehre, umn sieh desto geschwinder
retten zu können; die fliehende Reiterei warf lhre Kurasse und gröben Reiter-
stiefel von sieh, so dab man die Strabe nach Erfurt damit wie besät fand.
Die zeitig einbrechende Dunkelheit retteate den Rest des Heeres, der erst am
Rhein sieh wieder sammelte. Der Herzog Ferdinand von Braunschweig, der
den rechten Flügel der Preuben führte, war gar niecht zum Schlagen ge-
kommen; denn die ihm gegenüberstehenden n ee liefen sogleseh
beim ersten Kanonenschusse davon. Die Schlacht dauerte nur anderthalb
Stunden und kostete den Pranzosen 10000 Mann, von denen auf dem Schlacht-
felde 7000 zu Gefangenen gemacht wurden.
Die MNirkung dieser Schlacht war über Erwarten grob. Man hatte sieh
seit dem Dreibigjahrigen Kriege daran gewöhnt, das französische UÜbergewiecht,
das sieh uberall, in Staatskunst wie in den Kunsten und Wissenschaften,
e machte, geduldig anzuerkennen. Jetzt erwachte das Selbstgefuühl der
eutschen; mit Stolsz felerte man den Sieg bei Robbach als eine echt nationale
TDat und Friedrich als einen nationalen Helden.
„Und wenn der grobe EFriedrich kommt und klopft nur auf die Hosen,
0 lauft die ganze Reicehsarmee, Panduren und t
80 Nangen die Spottverse noch nach Jahrzehnten jubelnd im preubischen
EHeere. Nach Archenholz· Herd. Hirths Deutsoh. Leseb.
3297. Der Choral von Leuthen.
. Gesiegt hat Friedrichs kleine Schar. Rasch über Berg und Tal
von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl.
Die Preußen stehn auf Leuthens Feld, das heiß noch von der Schlacht;
des Tages Schreckenswerke rinas umschleiert mild die Nacht.